Reise von Denver nach LA im Winter Teil 4 rund um Los Angeles

Los Angeles – Riesenmoloch oder sehenswertes Paradies, die Meinungen darüber sind meist zweigeteilt. Auch ich sehe die Stadt differenziert, bietet sie doch neben Betonwüsten wunderschöne Naturoasen, schöne Villenquartiere, gigantische Bauwerke, Canyons und Strassenschluchten welche in Erinnerung bleiben. Es ist meines Erachtens die einzige Stadt, welche sich lohnt mit dem Auto zu erkunden. Solange man die staugeplagte 405 meidet so gut es geht, macht das richtig Laune.

Auf dieser Karte sieht man unsere Tour am ersten Tag. Erst ein Abstecher nach Norden wo wir einen Mustang I besichtigen, danach holen wir den Camaro in Flughafennähe, bringen danach den GMC Yukon bei Hertz in LAX Airport zurück und holen auf dem Heimweg nach Huntington Beach noch die gemietete neue Corvette C7 ab.

Beim Warten auf den Verkäufer des 68er Mustangs fotografiere ich einen klassischen amerikanischen Weihnachtsschmuck am Auto. Über mangelnde Kühlluft macht sich hier niemand Sorgen.

Gut gepflegtes Golf I Cabriolet, was man vom Mustang ganz und gar nicht sagen konnte. Für 24’000$ bekamen wir eine totale Leiche geboten, Rost in den Radläufen nicht mal im Ansatz kaschiert. Wer den auf Distanz kaufen würde aus Europa hätte ein böses Erwachen beim Öffnen des Containers. Später nach meiner Abreise fanden sich aber noch zwei sehr gute Mustangs welche nun unterwegs nach Europa sind. Zumindest ein Mustang I Cabrio davon soll noch zu haben sein.

Voilà, unser Spielzeug für die nächsten Tage, ein 67er Camaro Convertible, dem ersten Baujahr des Camaros. Klar war der Wagen nicht im traumhaften Originallzustand, aber er bot für wenig Geld viel Fahrvergnügen und einen tollen Sound. Davor tanken wir zum letzten Mal unseren GMC voll.

Nur in diesem Jahr gab es Ausstellfenster in den Türen, beim Cabrio nicht so wichtig, aber man kann sich lässig abstützen 🙂

Das Automatikgetriebe nach D zu bringen brauchte Übung mit dem nachgerüsteten Hurst-Schaltknauf, das Öffnen des Daches ebenso. Aber das mindert den Spass keineswegs, der Motor brüllte wunderschön, so wie es bei uns niemals legal wäre.

Die Corvette holten wir bei einer offiziellen Turo-Übergabestation ab, ganz im Gegensatz zum Camaro welchen wir in einem eher minderen Stadtviertel in Flughafennähe abholten.

Wir fahren wieder südwärts über Rancho Palos Verdes, eine Traumstrecke durch Villenviertel und unverbaute Natur direkt dem Pazifik entlang. Unvorstellbar, dass wir uns mitten in einer Millionenstadt befinden!

Weit über dem Meer stehen wir auf den Klippen und sehen Delfine im Wasser, ein wunderschönes Erlebnis welches durch die langsam untergehende Sonne weiter unterstützt wurde.

Die Lust auf einen letzten Kaffee des Tages steigt, da kommt uns ein Starbucks gerade recht. Normalerweise bin ich kein Fan von amerikanischem Kettenkaffee, aber in so schöner Umgebung lasse ich mich gerne umstimmen. Diesen Erlkönig aus Stuttgart sehen wir auf dem Parkplatz.

Für das, dass wir im Dezember hier waren, war es sehr angenehm warm. Vorallem im Bezug auf unsere Erlebnisse mit Schnee und richtig kalten Temperaturen siehe Teil 1-3.

Fahrt runter nach Long Beach…

… von wo wir mit dieser grünen Brücke über die grosse Hafenanlage kommen Richtung Süden.

Man gewöhnt sich schnell an die hiesige Fahrweise, da passt ein uramerikanisches Auto sowieso gut dazu.

Parkieren in unserer kleinen Hoteltiefgarage.

Heute geht es erst zu Classic Industries, unserem Lieferanten für diverse Ersatzteile welcher seinen Shop ebenfalls in Huntington Beach hat. Danach fahren wir südwärts aus der Stadt hinaus bis Dana Point und von dort aus den Canyon hoch Richtung Lake Elsinore. Von dort aus über die Interstate 15 südwärts und dann über die 76er wieder an den Pazifik in Oceanside. Von hier aus müssen wir nur noch nordwärts fahren auf dem Highway 1 zurück bis nach Huntington Beach.

Jetzt aber erstmal Kaffee in unserem Lieblingslokal dem Coffee 602 in Huntington Beach. Dieser T3 Vanagon kommt wohl soeben vom morgendlichen Surfen.

Trotz Dezember und frischen Temperaturen scheint sich die Surfleidenschaft hier das ganze Jahr durchzusetzen. Da hatten die Beach Boys wohl doch recht.

Man konnte den Weihnachtsschmuck am Pier donaten, spannend wer da so dabei ist.

Jeder darf mal Corvette und Camaro fahren, zu viert mit zwei Autos wirds niemandem langweilig.

Classic Industries, in Europa vorallem bekannt als Spezialist für Camaro/Firebird- und Mopar-Ersatzteile im Versandhandel hat auch einen eigenen Laden. Klar, dass wir diesen mal sehen müssen.

Sehr freundliche Bedienung und Anfragen werden sofort geprüft und beantwortet. Natürlich ist das Angebot riesig und lässt uns träumen von neuen Motoren, einem imensen Ersatzteil- und Zubehörangebot.

Alle möglichen originalen Aufkleber sind hier zu haben.

Nach dem Shoppen heisst es volltanken, damit wir unseren Canyon hochkommen, wer weiss wo es wieder Tankstellen hat. Das haben wir in den vergangenen Tagen gelernt…

Ich weiss, meine Wenigkeit sieht etwas unentspannt aus. So toll auch Tankstutzen am Heck des Fahrzeuges aussehen, das Betanken mit dem dauernden Halten der Pistole ist tatsächlich etwas verkrampft. Getoppt wird dies aber bei meinem 2nd gen Firebird von 1975, bei welchem sich der Tankstutzen hinter dem Kennzeichen befindet, welches mit starken Federn dauernd wieder in Normalposition möchte. Aber wie immer bei Amis, nimm es mit Humor und alles ist gut.

So jetzt aber einsteigen, wir fahren los auf unsere „south of LA“ Runde! Für mich heisst das Platz nehmen in der 2019er Corvette, nach dem 67er Camaro eine ganz andere Welt. Hier ist nichts zufällig, dieser Wagen hat eine für amerikanische Verhältnisse ungewohnte Perfektion. Klar ist es ein Neuwagen, aber einer der seit vielen Jahren die Sindelfinger Sportwagenschmiede im Bereich Preis/Leistung alt aussehen lässt, teilweise sogar auch in den nackten Zahlen und Vergleichstests. Ich sitze schlicht perfekt, diese Corvette ist kein reines Spassmobil, sie lässt Fahrer und Beifahrer auch sehr kommod von A nach B reisen ohne übertrieben hart zu sein. Vorne grummelt diskret ein klassischer V8 mit klassisch zwei Ventilen pro Zylinder mit 6.2 Litern Hubraum. Auch wenn das jetzt nach viel Verbrauch aussieht, GM hat die neue V8 Generation echt sparsam hingekriegt. Den kleinen Bruder hatten wir die Tage davor im GMC Yukon, dort mit 5.3 Litern Hubraum.

Das Headup-Display ist genial wie auch das restliche Cockpit. Im Gegensatz zu anderen Sportwagen lässt sich diese Corvette je nach Einstellungen als gemütlicher Cruiser nutzen oder als brutales Monster. der neue Mustang ist ja schon toll, aber wer noch ein paar Kröten drauflegt bekommt hier schon das ultimative Produkt.

Der Kuhjungenhut ist übrigens durchaus praktisch, wenn man abends nicht mit roter Birne gesegnet sein will. Auch die Dezembersonne erwischt einem bei ganztägigen Cabrioausfahrten ganz ordentlich. 🙂

Grundsätzlich gleich aufgebaut wie im GMC aber mit zusätzlichen Funktionen erweitert, das Bordbespassungsprogramm. Kurz zur Automatik; mit solchen Automaten kann ich gut leben, im Gegensatz zu einem DSG macht dieses wirklich was der Fahrer will ohne ihn fies einzubremsen oder zu nerven mit sinnlosem Hochdrehen des Motors.

Was für eine Aussicht vor einer Baustellenampel.

Für Gebrauchte ist man so ab kurz vor 60’000 SFr. dabei…

Nun aber zurück zum Camaro und unserer Reise. Auch der Camaro macht grosse Freude, er brüllt so schön mit seiner nicht ganz originalen Abgasanlage. Nur der Fahrersitz bräuchte dringend eine Aufpolsterung, speziell auf Highway-Abschnitten merkt man das dann doch recht im Rücken das dauernde Drücken des Fahrpedals, man wird nicht jünger 🙂

In Lake Elsinore essen wir bei einem gepflegten Italiener zu Mittag und fahren danach weiter über die Interstate 15 und die 76er zurück an den Pazifik bei Oceanside.

Hier gibt es Kaffee, wo ist das schöner als am Meer? Und einmal mehr, der Kaffee ist einfach fast überall auf italienischem Niveau mittlerweile. Die Schweizer Gastronomen wurden in diesem Bereich von den Amis gut eingeholt wenn nicht überholt.

Zwei Chevys, ein paar Palmen und der Pazifik, so könnte das Leben länger weitergehen…

…inklusive der vielen Sichtungen an schönen alten Autos!

Für mich bricht der letzte Tag an, heute Abend bin ich bereits im Swiss Flieger nach Hause. Für Lukas geht es noch länger weiter, später kommt noch sein Vater und sie werden den Januar hier an der Sonne geniessen beim Betrachten schöner Autos. Silvan und Simon machen mit der Corvette noch eine schöne Kalifornienreise mit einem Besuch in Las Vegas. Heute gehen wir in aller Frühe erstmal zum Treffen „Donut Derelicts„, ein Treffen welches es ohne Unterbruch seit den 60er Jahren gibt. Später werden wir mit unseren Chevys und Lukas‘ Mietauto Richtung Flughafen fahren wo wir den Camaro abgeben und uns trennen werden. Lukas fährt danach wieder zurück nach Huntington Beach und die beiden Corvette-Jungs fahren nordwärts.

Eine wunderschöne Idee, ein Treffen vor Sonnenaufgang zu starten, der Himmel gibt eine super Kulisse ab.

Schön, was alles die vielen Jahre überlebt hat!

Alle Parkplätze werden vor Eröffnung der Geschäfte wieder geräumt, daher dürfen jetzt auch alle frei benützt werden. Dieser Valiant ist ordentlich optimiert worden vom gemütlichen Sechszylinder auf einen scharfen V8.

Originale Autos wechseln sich ab mit „Custom Cars“ und fahrenden Restaurationsprojekten.

Wer braucht schon Scheiben?

Datsun 240Z

Spätestens bei diesem 1960er Cadillac wäre ein Care Team vonnöten für den Schweizer Beamten. Ja, das Ding läuft irgendwie. Seit man es aber aus irgend einer Scheune zog, war die Investition in Flammen aber vermutlich die Grösste.

Ja das ist der Boden, welcher hier so neckisch durchschimmert.

Dann wieder Perlen wie man sie auch in old europe nur selten sieht.

Dezent läuft hier im Wagen passend Swing, die Amis haben das Gefühl für den passenden Auftritt.

Wie ich schon sagte, Humor haben sie.

Auch was wir europäische Amifreaks leider zu oft als „no-go“ verachten findet hier Aufmerksamkeit, die Autos der späten 70er und 80er Jahre.

Santa Claus was here.

Gibt mehr Stehhöhe und das sei praktisch im Alter hörte ich den Besitzer erzählen.

Dieser genau gleiche 67er Camaro zeigt, wie „unser“ Auto original ausgesehen hätte.

Wer sagt, so eine Corvette hat doch keinen Platz?

Nun geht es los, unsere Fahrt Richtung Norden zum Flughafen. Wir nehmen aber nicht die 405 sondern fahren der Küste entlang.

In Long Beach kurz vor der Hafenanlage…

…welche wir nun bei Tageslicht über die imposanten Brücken überqueren.

Wie auch beim Abholen der Autos fahren wir heute über Rancho Palos Verdes, sehr empfehlenswert.

Fahrzeug des Einsatzleiters der Feuerwehr von Redondo Beach

Und hier die Tanklöschfahrzeuge, gestoppt haben wir hier da ich für einen Nachbarn Feuerwehr T-Shirts besorgen wollte. Die bekommt man bei vielen Feuerwachen in Amiland wenn man lieb fragt zu einem sehr fairen Preis.

Wer es mag, da ist man dann wieder froh, dass die Gesetzgeber bei uns solche Radverzierungen nicht tolerieren…

Mittagessen auf dem Pier in Redondo Beach.

Nun müssen wir unseren Camaro in LA Downtown leider zurückgeben, er hat uns viel Spass bereitet!

Lukas nimmt sich noch die Zeit mit mir nach Manhattan Beach zu fahren bis das Check-in öffnet. Was für eine Geste, hier ist in der Weihnachtszeit das Parkieren einfach gratis. Unvorstellbar bei uns 🙂

Eine sehr edle Gegend dieses Manhattan Beach!

Mit diesem Designklassiker am LAX Airport schliesse ich diesen Bericht ab.

Teil 1, Teil 2, Teil 3

3 Gedanken zu “Reise von Denver nach LA im Winter Teil 4 rund um Los Angeles

  1. Hi

    verfolge das hier immer wieder wegender links im W123 Forum.
    Danke sehr!

    Waren 2010 mal mit 9m Ford E 350 Wohnmobil dort und hoch bis Frisco…

    Ja der Coffee, und heißt ja Java eigentlich und ein Javawrap gibts dazu an der Tanke….
    Grüße

    Holger

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  2. Ein sehr gelungener 4-teiliger Bericht. Und ich interessiere mich weniger (oder eigentlich gar nicht) für die Autos, sondern viel mehr für die Landschaft und den „way of life“. Das Ami-Feeling kommt gut rüber und erinnert mich an meine eigenen Reisen von früher.
    Wer sich noch nicht satt gesehen und Lust auf noch mehr tolle Fotos hat, dem sei http://www.galenbeck.de empfohlen. Tolle Reiserouten und noch tollere Landschaftsbilder, aber weniger Benzingeruch. Der Typ pennt auf seinen Reisen neuerdings dafür fast immer im Auto.
    PS: Das mit dem Kaffee, echt wahr? In dem Fall von null auf über hundert…

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    • Danke für Deinen Kommentar Christian. 🙂
      Ja, das mit dem Kaffee ist echt wahr, ich hätte es nicht für möglich gehalten. Ob das in unserem nördlichen Filterland auch mal möglich sein wird? 😀

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