DAS Ponycar ist seit 1964 Mittelpunkt vieler Träume von jüngeren und älteren Jungs. Aber auch Girls fuhren in den swinging Sixties gerne den für amerikanische Verhältnisse eher kleinen Wagen. Wie ist das heute, vermag ein brandneuer Mustang noch zu faszinieren?
Meine Neigung zum Ponycar habe ich hier schon beschrieben und möchte Sie hier nicht erneut damit langweilen: Mustang III Cobra 5.0 Convertible
Die Rolle des Testwagens übernimmt ein Mustang GT 5.0 „fifty years Edition“ in guard-metallic und Vollausstattung. Dieser Mustang wurde Anfang des Jahres direkt importiert. Henry Fords Niederlassung in Köln möchte ja nach mittlerweile 51 Jahren den Mustang endlich hochoffiziell auch in Europa anbieten, mutig. 🙂 Und mittlerweile darf er in Deutschland auch Mustang heissen und nicht „T5“ wie früher. Gemäss meinen Informationen kann man den Ami-Ford jetzt bestellen und im Herbst mit einer Lieferung rechnen. Im Vergleich zum US-Angebot gibt es in Europa nur 2 Motoren; den 2.3l EcoBoost sowie den 5.0 V8, das amerikanische Basismodell mit dem 3.7 V6 ($23’800) steht hier gar nicht zur Wahl. Das finde ich persönlich gewagt, den ob sich der geneigte Mustanganbeter mit einem 4 Zylinder einlässt, ist für mich mehr als fraglich. Wohlbemerkt, ich habe den EcoBoost leider nicht probefahren können. Aber der Europäer, welcher an US-tritis leidet (Fernweh nach einer Fahrt mit einem richtigen Ami mit grossem V8 über die Route 66, dazu etwas Country) möchte sich vermutlich eher das hochwirksamere V8-Medikament verschreiben lassen. Ob sich die Wirkung mit der EcoBoost-Pille gleich wirksam zeigt, ist fraglich, auch wenn die Maschine mit 314hp eine faszinierende PS-Zahl aufweist. Übermässig schockiert darf man sich gegenüber dem 2.3l-Motor aber nicht geben, schliesslich gabs das alles schonmal 1980: Prospekt 1980 damals als Mustang Cobra 2.3 Turbo im Rahmen der Ford-Aktion „better ideas for the 80s“
Nun ist aber genug über den EcoBoost, vielleicht ergibt sich ja mal noch die Möglichkeit für einen Test. Gehen wir zurück zu unseren Vorstellungen aus der Jugend, da hatte jeder Mustang einen V8, hier mit 418PS. Bullig steht er da, eher wie die Shelby-Versionen ab ca. 1967 als das zarte, schmale Coupé von 1964. Immerhin hat der Mustang zurückgefunden zu seinen Genen, die Grundidee ist noch dieselbe. Daran sind Retrokäfer, Cinquecento und Mini gescheitert, zwar nicht finanziell aber ideologisch was für uns Autofans oft viel schwerer wiegt. Innen empfängt den Driver ein, für einen Ami, erstaunlich schön und hochwertig gestaltetes Cockpit.
So muss das sein, mit Logo auf der Frontscheibe und sexy Innenraum. Wetten, dass dieses Cockpit nach 10 Jahren und 100’000mls besser aussieht als jedes deutsche Premiumarmaturenbrettl?
Die Sitze sind bequem und man findet schnell eine ideale Position. Die Haube ist erstaunlich lang, ich fühle mich an meinen eigenen betagten Firebird erinnert. Allerdings taugen hier die Rückspiegel etwas, auch wenn sie nicht ganz so sexy sind wie bei den Vintage Cars. Der Wagen ist übrigens durchaus für kurze Strecken für 4 Erwachsene geeignet, auch der Kofferraum bietet mehr Platz als nur für eine Sporttasche. Somit volle Punktzahl in der Alltagstauglichkeit für ein Coupé.
Diskretes „5.0“ 🙂
Nun aber wollen wir uns der Fortbewegung dieses PKWs widmen und etwas über diese magische Zahl erfahren.
Um die Probefahrt auf den Punkt zu bringen: gigantisch.
Als klarer Altautofreak gibt’s bei mir sonst solche Urteile nur über rostige Vergaserkisten, aber bis anhin noch nie über ein modernes Plastikauto. Der Motor bollert wie der Kurt (ohne Helm und ohne Gurt) leise aber wichtig im Leerlauf. In der 30er Zone lässt er sich spielend leicht fahren, ein Mustang kann wie früher immer noch ein Damenwagen sein. Ist das Ende des Kaffs endlich erreicht, fängt die grosse Zeit des V8 an. Man kann verdammt schnell sein, muss aber nicht. Denn das Cruisen macht mit ihm genauso viel Spass. Genau das was ich modernen deutschen Autos vorwerfe, sie hätten verlernt, Fahrfreude bei Tempo 80/120 zu vermitteln, kann der Mustang brillant. Er verbreitet Spass diesseits der Verbotslinien unseres geschätzten aber strengen Vater Staat. Zügiges Beschleunigen wird sofort umgesetzt und mit gut vernehmlichen V8-Brüllen untermalt. Erst war ich etwas enttäuscht, dass der Testwagen über die optionale Automatik verfügt. Ich muss aber zugeben, sie harmoniert sehr gut mit dem Motor und bietet dank 2 Modi und Schaltwippen trotzdem viel Individualität bei der Gangwahl. Um es in Anlehnung an die hochtrabende amerikanische Advertising-Sprache der 70er zu sagen, Geilomatic.
Die 50 years Edition gabs nur als Direktimport
Dieser Rahmen ums Rössli gehört ebenfalls zu diesem Sondermodell
Die Haube wird wie früher mit einer Stange gehalten, wer braucht schon Gasdruckdämpfer die eh nach 10 Jahren müde sind?
Selbst einen gestandenen Altwagenliebhaber wie der Autor einer ist, lässt dieses Heck nicht kalt.
Kleine Spielerei, nachts projiziert der Rückspiegel das Logo auf den Boden.
So schaut der Prospekt aus, welcher man aktuell beim Fordhändler bekommt:
Ein so emotionales Photo bringen die Premiummarken nicht auf die Reihe, der Werbestil gefällt mir 🙂
Welche Farbe hättens den gern? Endlich mal wieder ein Neuwagen bei dem man nicht nur zwischen billigem weiss, Leasingsilber und 5 dunkelblau bis schwarz-Tönen aussuchen kann. Mein Favorit: Competition Orange!
Die Preise sind sozialverträglich (Preisangaben in SFr)
Diese Bilder habe ich von unserem neuen Gastautor Clemens K. erhalten:
Wie denken Sie über den neuen Mustang? Kommentare sind wie immer sehr willkommen.
Im Ruhrgebiet würde man sagen: geile Fritte.
Leicht vulgär, aber wenn man es sich leisten kann? Und so viel Spätpubertät wird man woanders nicht für sowenig Geld bekommen.
Motorcraft 5w-20 halte ich zwar nicht unbedingt für autobahntauglich, da dürfte es dann gerne das track package sein…
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Geile Fritte heisst in der Schweiz „geile Frisur“ 🙂
Da hast Du recht, wenn man es sich leisten kann, soll man es auch 🙂
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Super Auto, super Bericht, vielen Dank! Seit der Neulancierung 2004 steht bei uns ein Mustang Cabrio in Apple Candy Red auf der Wunschliste. Da aber das Saab Cabrio keine Ermüdungserscheinungen zeigt…
Der Direktimport darf vielleicht noch etwas mehr V8 Auspuffbass liefern als einer über den Importeur. Ich war jedenfalls vom Camaro bitter enttäuscht, da klingt mein 330d aufregender 🙂
Über die Farbmüsterchen im Katalog musste ich schmunzeln. Erstens sind sie winzig klein (erinnert mich an Häuslebauer, die briefmarkengrosse Farbmuster haben und dann konsterniert vor dem gemalten Haus stehen: „Das hatte ich mir anders vorgestellt“) und zweitens weckt deren Form Assoziationen: Meine Frau war noch gütig und sah Nagellackmuster, ich musste eher an Treupelzäpfchen aus der Kindheit denken 🙂
Aber würde ja auch passen: Geht ab wie ein Zäpfchen!
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