So zumindest dachte ich mir das immer schon. Den Virus auf kleine Pferde habe ich von meinem Vater geerbt. Dieser aber beeilt sich immer hinzuzufügen, dass er nur die erste Generation für begehrenswert hält.
Nun gut, die erste Generation ist klasse, absolut. Leider auch preislich eine Klasse welche für mich Jungspund im Moment unerreichbar scheint. Aber das Leben hält auch sonst Gelegenheiten bereit und so bekam ich die Chance, den Ford Mustang der dritten Generation einer Freundin zur Retro Classics in Stuttgart fahren zu dürfen. Das Ziel war ein Verkauf. Ich verrate es schon jetzt, das Ziel wurde verfehlt. Das Ponycar passte schlicht nicht ins Beuteschema der klassischen Retro Classics Besucher.
Nun aber zurück zum Wagen: Es ist ja kein Mustang der begehrenswerten „first generation“ welche von 1964 bis 1973 vom Band lief. Bis zum Schluss wurde diese erste Generation immer schneller aber auch immer grösser. Wie allgemein bekannt kam dann in den 70er Jahren der „big bang“ mit der Ölkrise und bei Ford der Mustang II, kleiner in allen Dimensionen. Vorallem die Motoren wurde klein und schwachbrüstig im Vergleich zu den Vorgängern. 4 Zylinder kamen ins Angebot. Auch diese Generation rappelte sich auf und im Laufe der Jahre kam auch eine Cobraversion. Optisch gefällt mir der Mustang II sehr gut. 1979 kam dann die hier gezeigte dritte Generation, eckig wie es dem Zeitgeist entsprach. Erst mit Doppelscheinwerfern, später dann im aerodynamischen Design.
Europäische Ausmasse zeichnen auch diese Entwicklungsstufe aus, neu kam nach vielen Jahren endlich wieder ein Cabrio ins Programm. Auch die Motorleistung stieg wieder auf standesgemässe PS-Zahlen. Hier haben wir es mit einem 5.0 V8 HO (high output) zu tun mit gut 220PS.
Es handelt sich hier um die „Cobra“ Ausstattung, dieses Fahrzeug wurde in Kanada 1987 ausgeliefert, in den USA gab es zu dieser Zeit kein „Cobra-Package“.
US-typisch verfügt der Wagen über 3 verschiedene Schüssel, Türen, Kofferraum und Zündung.
Es gibt Leute, die nennen das Auto abfällig „Escort V8“. Mich aber verzauberte er schon auf den ersten Kilometern mit seinem ganz eigenen Charme. Beim Reinsitzen knarzen die Ledersitze, aber die Türe fällt satt ins Schloss. Das klassische US-bimmmbimmmbimmm begrüsst den Fahrer beim Einschalten der Zündung. Die Sicherheitsgurte sind auch so herrlich amerikanisch gewöhnungsbedürftig. Nur nicht zu fest daran ziehen beim Anbinden, sonst blockiert er gleich. Der Sound ist klar amerikanisch, da soll keiner mehr was von einem Escort sagen; tief, füllig, V8 eben.
Also kann es losgehen nach Stuttgart! Wir haben zwar erst März des Jahres 2013, aber nur Weicheier, Vorwärtsparker und Warmduscher fahren bei Sonnenschein ein geschlossenes Cabrio. 🙂
Schaut doch schon fast sexy aus nicht?
Mir fängt er immer mehr an zu gefallen, sein alt und neu bietet spannende Kontraste. Die Front bereits cW-Wert optimiert aber die Scheibenwischerchen noch wie in den 70er Jahren hoch auf der Scheibe. Innen alles aus Hartplastik, aber die Türen massiv wie man es in den 80ern in Europa erst von teureren deutschen Modellen kennt. Dazu die mutige Zweifarbenlackierung, leider bäumt sich die Cobra aber nur auf der Mittelkonsole auf. Die Pflaume statt des Pferdes auf der Front wurde diesem Modell oft vorgeworfen. Ich kann nicht verstehen, was die Entscheidungsträger sich dabei gedacht haben.
Also der Hintern hat doch was?!
Er fährt sich betreffend Windgeräusche etwas ruhiger als das E-Kadett-Cabriolet oder das Golf Cabrio. Von leise kann aber keine Rede sein. Auch ein Windschott ist Fehlanzeige.
Das ist das pure Gegenteil des Golf Cabrios, laaaange Übersetzung.
Das 3-Gang-Getriebe verfügt über einen Overdrive. Das heisst, man fährt im „OD“ (D im Kreis) oder wenn man den Overdrive vermeiden will für eine forschere Gangart nur im „D“.
Da es doch noch etwas kühl ist und ich vielleicht doch auch hin und wieder vorwärts parke oder auch gerne den Temperaturregler beim Duschen nach „sehr warm“ stelle, lassen wir es bei 90-100km/h gut sein auf der A81 nach Stuttgart. Drehzahlniveau dabei, 1500U/min. Der Verbrauch auf dieser Fahrt lag bei ca. 11 Liter.
Man sieht hier gut die kanadische Herkunft, km/h Tacho und Temperaturanzeige in Farenheit.
Leider hat ihn ein Vorbesitzer tiefergelegt, das müsste meines Erachtens nicht sein.
Der Audi 100 war hier Begleitfahrzeug und wird in einer späteren Folge vorgestellt. Der Fahrer des Audi 100 ist für fast jeden Blödsinn zu haben, mit ihm machen solche Aktionen erst richtig Spass!
Wenn schon Kanada, dann ziehen wir es doch durch, auch mit dem Kennzeichen am Heck 🙂
Fazit: Auch dieses Cabrio eignet sich für einen günstigen Sommerflirt, wenn man von den höheren Steuern absieht. Die Autos sind günstig zu bekommen und in USA gibt es jede Menge Teile dafür und die Ausmasse sprechen für ein stressfreies Leben in Europa.
Wie stehen Sie zu amerikanischen Autos?
Haben Sie Mustangerfahrungen oder schon andere Muscle Cars gefahren?
Hallo. Die Gen 3 Mustang, auch Foxbody genannt wegen der Plattform die er mit ein paar anderen Ford teilte, sind problemlose Alltagsautos. Meine Mustang-Karriere begann mit einem 88er GT, dann kam ein 79er Cora dazu und seit ein paar Jahren gesellt sich ein 69er Mach1 dazu. Zum cruisen den 79er, zum schnell fahren den 88er und zum auffallen der 69er. Jeder hat seine eigene Charakteristik und ich fahre alle mit viel Spass…
LikeGefällt 1 Person
Pingback: Saisonbegrüssungsfahrt 2015 in Wort und Bild – Teil 2 | autosleben
Habe bisher leider noch keinen Mustang gefahren („Nur“ einen Mercury Cougar von 1970 😉 ). Allerdings muss ich sagen, dass ich diese dritte Generation eigentlich gar nicht so schlecht finde. Klar, sie sieht jetzt nicht super sportlich oder aggressiv aus, aber so sah die erste Gen ja auch nicht aus. Ich als noch sehr junger Mensch könnte mir so eine dritte Generation sehr gut als Alltagswagen vorstellen, etwas ausgefallener und nicht so hässlich langweilig wie die ganzen tiefergelegten Reisschüsseln.
LikeGefällt 1 Person
Hallo Clemens
Aber hallo, ein Cougar von 1970 ist doch eine ganz heisse Kiste. Würde ich auch gerne mal fahren 🙂
Du hast recht, auch die dritte Generation hat Ihren Charme und man findet noch bezahlbare Autos in gutem Zustand. Dazu ist die Teileversorgung aus USA perfekt zu bezahlbaren Preisen.
Grüsse
Marc
LikeLike
Ay Marc,
beruflich bin ich schon mit mehreren Mustangs unterwegs gewesen, und dem Verlag „gehört“ ja ein Mach 1 von 1973. Damit musste ich quasi schon ab und an mal fahren 🙂
Bei der ersten Serie, vor allem beim 64 1/2 finde ich vor allem die Form wunderschön. Schlicht, relativ klein, kaum Firlefanz und überall der filigrane Charme der 60er. Da ist es mir fast egal, ob ein V8 oder ein R6 drin werkelt, cruisen geht mit beiden.
Als ich das Mustang Special zum 50. Geburtstag gebastelt hab, liefen auch zwei Serie III Mustangs durch meine Finger. Ich hab die immer ziemlich doof gefunden, eben wie du schreibst irgendwie ein Ford Escort. Aber nein. Es sind echte Mustangs. Sie haben alles, was einen Mustang ausmacht, der Rest ist Geschmackssache. Es muss nicht mal der Cobra oder der 5.0 sein, auch die 4-Zylinder Turbomotoren machen tatsächlich Spaß. Sie klinge nur nicht so geil….
Und auch der aktuelle Mustang ist okay. Wir hatten einen 2013er für ein Jahr…. Wenn ich bedenke, dass es die Karren beim momentanen Kurs drüben neu schon ab 16.000 Euro gibt – krass. Wär nix für mich im Alltag, da nehm ich lieber den Audi von deinem Kumpel…. Aber cool sind die Ponies allemal.
Wusstest du, dass es fertige Pläne gab, den Mustang als Fronttriebler auf einer Plattform von Nissan zu bauen? Die Legende besagt, dass nach Bekanntwerden über 100.000 Protestbriefe den Konzern davon abgehalten haben. Mustang blieb Mustang. Aus den Plänen wurde dann der sehr europäische Ford Probe. Na ja, wer es mag…
In drei Tagen bekomme ich einen gut motorisierten 2015er für ein paar Tage. Man wird es lesen…. 🙂
Sandmann
LikeLike
Hey Sandmann
Stimmt, Du hast eine schöne Pferdeerfahrung vorzuweisen 🙂
Mustang I mit Reihensechser kriegt man immerhin noch zu christlichen Kursen…
Wie fühlt sich so ein Mustang III turbo an?
Ich bin gespannt auf Deine 2015er Erfahrungen!
Gute Fahrt und geniess es
Marc
LikeLike
Ay Marc,
der „Escort“ Mustang fährt sich auch als Vierzylinder ganz okay. Ich durfte einen auf dem Treffen in Oberhausen ein paar Runden um den Block fahren. Agil, wendig, schnell. Viel Plastik. Aber meine Welt ist der nicht. Es mag ein echter Mustang sein, aber WENN schon Ami dann was Fettes und Altes 🙂 So denke ich.
Nach einem 1978er Ford LTD Sedan und einem 1981er Cadillac Eldorado Biarritz mag ich Full Size. Und irgendwann hab ich auch wieder ein Schiff im Hafen. Irgendwann…..
Sandmann
LikeLike
Salut Sandmann
Kann ich mir gut vorstellen. Aber gell, schnelle 4 Zylinderboliden sind für uns halt eher Golf GTi, Kadett GSi, BMW 318iS oder der Benz 190 16V oder so. Da passt bzw. muss der 4 Zylinder sein. Beim Mustang sehe ich auch eher einen 6 Zylinder „LX“ so als gemütliches „altedamencruiserfahrzeug“ oder dann eben V8 für Männer :-))
nächste Woche kommt etwas zu richtig alten Amis, dann ist die Vorstellung des Feuervogels überfällig 😀
Deinen Bericht über den LTD habe ich in Deinem Archiv gesucht. Hach… das ist ja mal ne kultige Karosse gewesen!
schönes Wochenende
Marc
LikeLike