US Car Suche – Teil 3 – Gefunden!

Nerver give up, never surrender! Weiter geht die Suche nach einem geeigneten Road Runner. Mit dem erworbenen Wissen aus den zwei vorangegangenen Besichtigungen steht heute wieder ein 68er Modell auf dem Plan.

Besser könnte dieses Foto wohl kaum die kalifornische Kleinstadtidylle in dünn besiedelten Gebiet zwischen Los Angeles und San Francisco beschreiben. An dem Haus mit dem gepflegten Vorgarten weht „Star spangled banner“ und aus der einen Garage lugt bereits der Plymouth hervor.

 

Neben Blau und Rot zählten die Grün-Töne zu den beliebtesten Farben Ende der 60er Jahre. Heute rangieren diese Töne weiter hinten in der Beliebtheitsskala. Kein Grund diesen Road Runner zu verschmähen. Die vor ein paar Jahren ausgeführte Neulackierung in FF1 steht dem Wagen wiklich gut.

Typisch für die Road Runner ist das fehlen von überflüssigem Chromzierrat. Zudem sehen wir hier die ursprüngliche Karosserie RM21 mit feststehenden B-Säulen.

Die Spaltmaße der Motorhaube sind etwas ungleichmäßig…

… was aber nicht weiter problematisch ist, da der restliche Vorderwagen keine Anzeichen eines Unfallschadens aufweist.

 

B-Boday Experten werden zwei Dinge auffallen. 1. Stoßdämpfer müssen immer blau sein. So will es der amerikanische Zubehörmarkt. Für eine Hand voll Dollar darf man aber auch keine Wunder erwarten. 2. Der Stabilisator fehlt! Warum auch immer? Dieser muss nachgerüstet werden. Ab Werk hatte jedenfalls jeder Road Runner an der Vorderachse einen Stabi verbaut.

Der Motor und der vordere Hilfsrahmen, K-Member genannt, sehen gut aus.

Fast immer ist die Vorderachse bei aus dem USA importieren Fahrzeugen ein Fall für eine Generalsanierung. Dass sich Chrysler für eine Drehstabfederung entschieden hatte, macht die Revision nochmals aufwändiger.

Trotz der neuen Dichtungen – deren Vorhandensein auf jeden Fall positiv zu bewerten ist – kann der Heckdeckel besser eingestellt werden.

Ein nettes Detail der Fahrzeuge mit B-Säule sind die ausstellbaren hinteren Seitenfenster, die für eine angenehme Entlüftung sorgen.

 

Die notorisch rostanfälligen hinteren Seitenteile wurden erneuert. Damit ist dieser Wagen kein Fall für Fans von „original sheet metal“ aber sicher besser als Orgien aus Glasfasermatten und „Bondo“ – Spachtelmasse.

Was wie dreimal falsch angesetzte Wagenheber aussieht, sind in Wirklichkeit Wasserabläufe. Die Fahrertür könnte jedoch etwas schöner eingestellt sein.

Der positive Eindruck der Karosseriezustandes bestätigt sich auch beim Blick unter den Wagen. Keine dicken Schichten von Unterbodenschutz versuchen zerfallene Tragstrukturen zu kaschieren.

Weder der Motor, noch das Automatikgetriebe sind ölverschmiert oder verdächtig sauber. Trotzdem gilt es nach dem Import ein wachsames Auto auf die Flüssigkeitsstände zu haben, da Fahrzeuge, die jahrelang nicht oder nur wenig bewegt wurden, gerne zur plötzlichen Inkontinenz neigen.

Auf den großen Flächen sieht der Lack auch aus der Nähe betrachtet gut aus. Die Liebe zum Detail hätte aber an Übergängen oder Kanten etwas größer sein können.

Beim Gebrauch des Lackschichtdickenmessers ist etwas Vorsicht angesagt. Ein kleiner Magnet ist mindestens ein gleichwertiges Hilfsmittel. Hier ist alles im grünen Bereich und die Motorhaube wurde wohl nur einmal nachlackiert.

Problemzone ab Werk. Da in dem „cowl“ genannten Bereich vor der Windschutzscheibe mehrere Bleche zusammenlaufen, ist besondere Sorgfalt bei der Reparatur angesagt. Was im Werk verzinnt wurden, hat der Karosseriebauer hier mit Spachtelmasse erledigt, wie an der unschönen Einfallstelle zu erkennen ist. So lange der Lack nicht aufplatzt, ist kein unmittelbarer Handlungszwang gegeben.

Auch hier kein Schnick oder Schnack. Die Blende zwischen den Rückleuchten gab es nur gegen Aufpreis und war in der Basis nicht enthalten.

Das 68er Modelljahr zieren noch die fast filigran gezeichnete Heckleuchten, die schon ein Jahr später großflächigen, einfachen, einfarbigen Leuchten weichen mussten.

Dieser Blick von hinten auf die Blattfederaufnahme ist in einigen Punkten aufschlussreich: 1. Die hinteren Blattfederbuchsen sind ausgeschlagen und müssen erneuert werden. 2. Blaue Stoßdämpfer wie vorne 3. Eine gesunde Karosseriesubstanz 4. Eine neue Abgasanlage mit Befestigungsteilen in fragwürdiger Qualität. 5. Einen neuen Tank hat der Wagen ebenso erhalten.

So schön die neuen Dichtungen auch aussehen. Später sollte sich zeigen, dass diese am Fußpunkt der A-Säule doch nicht ganz dicht sind.

Die bekannte Problemzone Heckscheibendichtung wurde hier verhältnismäßig gut gelöst, nur der Zierrahmen steht etwas ab.

Ganz schüchtern trägt der Plymouth auf dem Kotflügel ganz weit unten das Chrysler-Emblem um seine Konzenzugehörigkeit zu demonstrieren. Dem Schweller blieben Ausritte in unbefestigtes Gelände offensichtlich erspart.

Nach den ersten beiden Besichtigungen ist eingetreten womit ich kaum mehr gerechnet hätte. Der Motorraum ist vollständig mit allem ausgestattet was dort hin gehört. Inklusive Wischwasserbehälter und Zuleitungen zum Heizkreislauf.

Gegenüber der Werksauslieferung befinden sich zwischenzeitlich auch ein Bremskraftverstärker und eine Servolenkung in Motornähe. Beide Ausstattungsoptionen sind bestimmt keine Fehler für den geplanten Betrieb auf europäischen Straßen.

Als Kofferräume noch nicht in Golftaschen gemessen wurden. Die Karosserie des Belvedere ist nicht nur groß bezüglich ihrer Abmessungen, sie bietet auch einen großen Innenraum und einen gigantischen Kofferraum. Platz für das Gepäck eines mehrwöchigen Familienurlaubs ist vorhanden.

Kfz-Elektrik anno 1968. Immerhin wurde hier nicht gebastelt und im Falle eines Falles sind die Rückleuchten leicht erreichbar.

Da die Seitenteile schon einmal entfernt waren, konnte der Kofferraumboden am Stück erneuert werden.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Kombination Silber / Schwarz schon. Aber das war eine von drei Farboptionen für den Innenraum. Und zu dem Grün passt sie perfekt.

 

So gut kann kaum ein Armaturenbrett nach 50 Jahren Sonneneinstrahlung aussehen. Nachfertigungen sind zum Glück verfügbar.

Gleiches gilt für die Sitzbezüge. Irgendwann ist auch der langlebigste Kunstlederbezug durch und muss erneuert werden.

 

Das Fazit:

Der grüne 68er Road Runner hat überzeugt! Speziell die Karosserie befindet sich in einem Zustand, die keinem TÜV-Prüfer die Sorgenfalten in die Stirn treiben wird und die gefundenen technischen Mängel lassen sich mit vertretbarem Aufwand beseitigen.

Natürlich hätte mir ein blauer Wagen besser gefallen aber das Grün ist für mich mehr als eine Notlösung, da er sonst genau der ursprünglichen Idee des Road Runners ohne viel Sonderausstattung entspricht. Ja, ein 4-Gang Handschalter wäre nochmals etwas spannender gewesen aber das solide Chrysler 727 Automatikgetriebe tröstet ganz gut darüber hinweg.

Dieser Road Runner soll es alo sein! Ganz wie man es auch aus der alten Welt kennt, wird ein Kaufvertrag unterschrieben, eine Anzahlung geleistet und der Rest per Überweisung beglichen. Überraschenderweise kam das beste Angebot für die Überweisung von Euro nach US-Dollar tatsächlich von der örtlichen Sparkasse, die keine 100€ an Gebühren dafür verlangte. Selbst einschlägige Online-Angebote können da nicht mithalten. Für den Plymouth geht es als nächstes per LKW nach Los Angeles und dann im Container nach Bremerhaven. To be continued.

 

 

Die ersten beiden Besichtigungen gibt es hier zum Nachlesen:

Teil 1

Teil2

 

2 Gedanken zu “US Car Suche – Teil 3 – Gefunden!

  1. Herzlichen Glückwunsch! Manchmal lohnt es sich Geduld zu haben, wenn auch die Versuchung gleich beim ersten Wagen zuzuschlagen sehr groß gewesen sein muss. Ich finde die Farbkombi ideal – die Grüne Farbe steht dem Wagen gut und verleiht ihm eine gewisse Würde aber auch Leichtigkeit. Im Vergleich zu den anderen Farben wirkt der RoadRunner in Grün nicht so krawallig.

    Grüsse,
    Chris

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