Die erdrückende Mehrheit der Medienhäuser gibt heute vor, was es heisst umweltfreundlich zu sein und etwas gegen die „Klimaerwärmung“ zu tun. Einige Leute glauben das und konfrontieren uns Altautofahrer mit Vorwürfen. Ist den umweltfreundlich, wer „modern“ lebt, wer sich in den Konsum neuer Gegenstände stürzt? Der Autor möchte mit diesem Artikel seine etwas anders gelagerte Meinung äussern. Dieser Artikel hat nicht den Anspruch, richtig oder restlos umfassend zu sein. Eine Diskussion ist ausdrücklich erwünscht.
In Artikeln wie in der Werbung wird gerne das Bild gezeichnet vom stets überlegen lächelnden verantwortungsvollen Mittvierziger mit Familie und Hund. Ich werde das Bild jetzt noch etwas konkretisieren: Natürlich fährt unser Herr einen Hybrid-Prius oder gar ein Elektromobil, sein Eigenheim überdeckt er mit Solarzellen und er setzt stets die neusten und damit sicher sparsamsten Geräte ein. Seine jährlichen Flugferien kauft er sich brav mit irgendwelchen Zertifikaten frei. Weil er sehr preisbewusst ist, kauft er seine Kleider gerne auch mal günstig im Ausverkauf bei Modeketten. Damit lebt er genau so, wie die Medien das Idealbild vorzeichnen. Leider schlagen auch einige Politiker in diese Kerbe, da für diejenigen das Etikett „umweltfreundlich“ eine selbst aufgesetzte Krone ist, welche die Wahlchancen und Unterstützung etwaiger Geldgeber verbessern soll. Bei Militaristen wärs ein Orden mehr an der Brust, umso mehr davon, umso besser.
Nun stellen sich mir aber folgende Fragen:
Um unsere Natur steht es wirklich nicht zum Besten, aber ist wirklich der herbeigeredete „Klimawandel“ unser Problem seit das Waldsterben nicht mehr zieht?
Oder sind nicht vielmehr das Zubauen der Landschaft, das Verschwinden von Tierarten, die Überfischung der Ozeane, die Belastung der Böden oder die „Sünden“ der Schwellenländer bzw. ihrer Industrie dringend zu bekämpfen? Das aber lässt sich schlecht verkaufen, die Wirtschaft kann in der Mehrheit daran kein Interesse haben. An das Damoklesschwert „Klimawandel“, welches über uns schwebt werden wir regelmässig erinnert, wenn wir uns wieder neue Kühlschränke, E-Autos oder ähnliches zutun sollen. Mit dieser Waffe erreicht man alles, auch wenn sich die Wissenschaftler lange nicht einig sind, ob und wie das Klima je durch den Menschen veränderbar ist. Die harten Fakten aber, welche oben genannt sind, könnte man konkret angehen. Aber das geht nicht mit einem neuen Prius (z.B. Abbau von seltenen Metallen für die Batterien, Herstellungsaufwand für das ganze Auto) oder in dem man um ein paar Cent zu sparen günstige Kleider kauft welche garantiert für die Mitarbeiter(innen) niemals fair und schon gar nicht umweltfreundlich hergestellt wurden in der dritten Welt.
Ist der Kauf eines neuen Autos oder eines neuen Gerätes sinnvoll, BEVOR das alte Auto bzw. Haushaltsgerät seinen Geist aufgegeben hat? Wir gehen davon aus, dass das neue Auto wirklich sparsamer ist, bzw. das neue Gerät wirklich etwas weniger Strom braucht. Leider wird aber in der heutigen Zeit der Herstellungsaufwand nicht in die Umweltbilanz eingerechnet. Aber neue Gegenstände wachsen nicht auf Bäumen, auch wenn dabei die Umweltbelastung oft weit weg von unserer „zivilisierten“ Welt entsteht. Die Konsumflut bringt uns vor das Problem, dass wir viele Geräte entsorgen, welche noch jahrelang funktionieren würden und die Herstellung eines Ersatzes länger verzögern könnten. Der Export in Schwellenländer funktioniert leider ebenfalls nicht genügend gut, dass man sich als Menschheit diese Lebensweise (Industrienationen kaufen, dritte Welt braucht danach die Produkte bis zu deren Lebensende auf) leisten könnte.
Ist den jemand, der immer vom ökologischen Fussabdruck redet mit einem Eigenheim richtig beraten? Der Landverbrauch pro Kopf ist damit ungleich höher, als bei einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus. Ich möchte damit niemandem sein Haus madig reden, aber wenn man selbst ehrlich richtig was für die Umwelt tun möchte, muss man sich diese Fakten zumindest überlegen.
Macht sich der brave Mittvierziger Gedanken, wenn er sich über ein „Schnäppchen“ im Kleiderdiscounter freut? Er hat zwar „gespart“, aber wie geht es dabei den Angestellten in der dritten Welt? Wurde ihre Umwelt weiter belastet durch das billig zu produzierende Stückchen Stoff?
Bei den Solarzellen bin ich der Meinung, dass das eine sinnvolle Sache ist. Aber: macht es Sinn, wenn wir durch staatliche Förderung damit die umweltfreundliche Wasserkraft in Bedrängnis bringen?
Fragen über Fragen welche sich mir in Gesprächen und in der Zeitungslektüre immer öfters stellen. Wie denken Sie über diese Fragestellungen?
Nun möchte ich nach diesen Gedanken zurückkommen auf das Thema des Blogs, das Auto:
Ich möchte mit diesem Artikel kein altes Auto generell als umweltfreundlich hinstellen. Aber das Erhalten von alten Autos verhindert bis zu einem gewissen Grad, dass überhaupt neue hergestellt werden müssen. Die Ökobilanz zwischen einem alten Gebrauchten (von der Presse gerne „alter Stinker“ genannt) und einem Neuwagen fällt gar nicht so eindeutig zugunsten des Neuwagens aus, im Gegenteil. Dazu ist die Lebensdauer der neuen Autos erschreckend überschaubar. Es ist schwierig, ein Auto welches nach ca. 2003 produziert wurde, 20 Jahre am Leben zu halten zu vernünftigen Kosten. Natürlich sollte auch das alte Auto sinnvoll eingesetzt werden. Für kurze Distanzen tut es auch mal das Rad oder die eigenen Füsse, wenn es die Umstände zulassen.
Wie viel von uns zusätzlich für eine intakte Natur tun möchte, ist natürlich freigestellt; die Möglichkeiten ohne grosse persönliche Einschränkungen mit Lebensmitteln aus der Region, Abfalltrennung, Mitbringen von Einkaufstüten etc. sind gross. Wenn man nur will. Man muss dabei aber auf einen imaginären Orden der Medien mit ihrer veröffentlichten Meinung verzichten. Den Müll wieder heimzunehmen oder gar fremden Abfall aufzulesen, oder auf den Kauf eines neuen Gerätes zu verzichten ist nicht trendy und ein Label gibt es auch nicht dafür. 🙂
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