Als Deutscher Tourist kennt man vom westlichen Balkan vielleicht die Kroatische Adria-Küste und die Plitwitzer Wasserfälle. Nach zwei Urlauben in Kroatien und Montenegro wollte ich mehr vom Hinterland sehen. Kommen Sie mit auf einmal Balkan im Schnelldurchlauf mit Stationen in Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro.
Unser Reisebegleiter war ein Mercedes-Benz 230GE, Baujahr 1992. Neben den zu erwartenden schlechten Straßenbedingungen, sollte er uns auch Ausflüge abseits geteerter Wege ermöglichen und genug Platz mitbringen um zwei Mountainbikes zu verstauen.
Auf dem Hinweg entschieden wir uns für die Route über Österreich und mussten – wieder einmal – feststellen, dass es mit dem Kauf eines Pickerls leider noch nicht getan ist und für jeden nur erdenklichen Tunnel und jede Autobahnbrücke eine Sonderabgabe fällig wird. Aber wir fahren ja nicht zum Sparen in den Urlaub.
Da unser erstes Tagesziel grob im Großraum Zagreb liegen sollte, passierten wir Slowenien ohne weitere touristische Zwischenstopps. Die Suche nach einer Unterkunft gestaltete sich dann doch schwieriger als gedacht. In einem Hotel an einer Hauptverkehrsstraße ließ man uns minutenlang unbeachtet stehen. Also zogen wir wieder von dannen um unser Glück wo anders zu versuchen. Unser positives Bild von den gastfreundlichen Slowenen hatte einen ersten Dämpfer bekommen. Wir sollten dann doch noch Glück haben und eine Bleibe bei einem älteren Bauern finden, der uns sogleich auch noch mit selbst angebautem Wein verköstigte. Lektion 1: Handgeschriebene Hinweistafeln auf „Sobe“ gleich Zimmer sind einen Blick wert.
Unweit von Zagreb befindet sich der Zumberak-Nationalpark, der mit Wald, Wald und nochmals Wald einen ersten guten Eindruck von der Landschaft gibt. Mitten in ebendiesem Wald hatten wir durch Zufall ein Restaurant entdeckt, welches am Wochenende regelmäßig von mehreren Tausenden Besuchern aus Zagreb angesteuert wird. Neben den kulinarischen Köstlichkeiten gibt es dort – etwas versteckt – ein ganzes Westerndorf mit Saloon, Pferderanch und Police-Station. Eigentlich wollten wir dort nur eine Kleinigkeit Essen. Eine „Kleinigkeit“ sind in Kroatien vier Forellen und eine ganze Platte voller Kartoffeln. Lecker!
Vorbei am Ort einer der beiden großen kroatischen Brauereien, Karlovac führte unsere Route Richtung Novi Grad in Bosnien-Herzegowina. Am Grenzübergang fühlt man sich in die Zeiten vor dem Schengener Abkommen versetzt. Es gibt echte Grenzkontrollen und nicht jeder wird ins Land gelassen. Als Fahrer eines Ausländischen Fahrzeugs braucht man unbedingt die grüne Versicherungskarte, die ich noch nie im Leben zuvor vorzeigen musste. Außerdem wurde obligatorisch nach dem Grund für die Einreise gefragt. Mit zwei Sport-Fahrrädern im Gepäck war unsere Antwort „Urlaub“ überzeugend.
Auf bosnischer Seite fühlt man sich sofort um einige Jahre zurück versetzt. Dem Land ist der wirtschaftliche Stillstand der letzten Jahre anzumerken. Zum einen macht sich das im Straßenbild bemerkbar. Es sind fast ausschließlich Fahrzeuge vor Baujahr 1990 zu sehen, die die Straße gefühlt zu einem rollenden Museum machen. Und zum anderen hat Bosnien-Herzegowina als Währung die Marka, die im Umrechnungskurs zum Euro genau der alten D-Mark entspricht. Einkaufen zu D-Mark Preisen also.
Im nächsten Teil der Reise geht es weiter nach Sarajevo und in die Wintersportregion Zabljak in Montenegro.
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