Spätestens dann, wenn es im Finger harzt beim Buchstaben hacken. Wenn es nach einer Partie Tischtennis zwickt im Rücken. Wenn diese Buchstaben plötzlich ein Tänzchen machen: dann reden wir vom Altern. Wir werden runzlig und verlieren die eine oder andere Funktion, die wir doch vor Kurzem erst lieb gewonnen hatten.
Genau das kann auch dem Youngtimer passieren. Auch dem Rüstigsten. Ab und zu bröselt ein Stück ab. Oder es löst sich halt irgendwo irgendetwas und rumpelt dann lustig hinter den Kulissen herum. Was solls, daran gewöhnt man sich. Sobald es sich aber um so wichtige Teile handelt wie ein abgebrochener Sonnenblendenclip, wird das jedoch lästig.
Menschen schickt man dann zum Zahnarzt. Autos stehen erst einmal still und warten. Bis der Besitzer das schon lange vergriffene Teil endlich auf einem Flohmarkt findet. Oder bei Ebay sündhaft teuer ersteigert. Hm…
Schluss damit! Die Zukunft hat begonnen! Sie heisst 3D-Druck. Finden, downloaden, drucken. Wäre doch gelacht, wenn das nicht ginge…(?)
Das Zauberwort heisst PLA: Polymilchsäure oder Polyactid. Der Stoff, aus dem Träume sind(?). Mein Neffe ist Informatiker und hat sich so eine Wundermaschine geleistet. Den zerbröselten Clip in Händen, fragte ich ihn, ob ich eine Zeichnung machen solle. Oder wie er dies einzumessen gedenke. Zeichnung? Warte einen Moment… Töggeltöggel… Sieht das nicht etwa so aus? Ein pixlig aussehendes Teil eines amerikanischen Programmierers für den 944 könnte doch auch für meinen 924er passen. Also Auftrag erteilt. Wieviel denn so ein Druck kosten würde? Kleiner Lacher meines Neffen. Materialwert etwa 9 Rappen (7 cts), meinte er. Natürlich ohne Amortisation des Druckers. Eine Woche später war ich stolzer Besitzer meines ersten gedruckten Ersatzteils.
Echt faszinierend. Ich erinnerte mich an meinen ersten Farbdruck ab PC. Canon BJC 600. 1994. Da kommt tatsächlich eine Foto raus! 21 Jahre später drucken wir Teigwaren, künstliche Hüftgelenke und Titanwinkel für den Airbus A350. Oder 3D-Selfies im Massstab 1:18 als Geschenk ans eigene Ego. Echt, mit Brille und der aktuell gerade getragenen Mode. Aber das ist eine andere Geschichte. Wir wissen noch nicht, wo sie hinführt. Zurück zum einfachen Clip.
Ab in die Garage, zum eingemotteten Coupé. Passen die Schraubenlöcher? Stimmt der Abstand? Griff zum Schraubenzieher, montieren, passt! Der kleine Widerstand beim einklipsen der Blende ist da, nicht zu stark. Test, Test: wegklappen, einklipsen, wegklappen, einklipsen.
Nach mehreren Versuchen bin ich geneigt, den Versuch als Erfolg zu werten. Jetzt wird ein Langzeitversuch zeigen müssen, wie es um Langlebigkeit unter UV-Stress und Temperaturgefälle steht.
Also: 3D-Druck für Oldies-Ersatzteile: Sakrileg oder Chance? Für eine Einschätzung ist es noch zu früh. Wobei die Technik eiligst fortschreitet. Was geht und was nicht, werden wir vermutlich schon bald sehen. Ich will das jetzt einfach mal an einem ungefährlichen Massenteil ausprobieren. Sie auch? Melden Sie sich!
Wow, ich krieche grad hinter einem Stein im Digi-Neander-tal hervor und lese deinen Bericht. Das ist grossartig und für solche Teile sicher eine Alternative. Hast du versucht, das Höhenkurven-Relief glattzuschleifen? Das ist so auf den ersten Blick nebst der Farbnuancierung der einzige „Makel“.
LikeLike
Gell, ich sehe hier schon Potential.
Auf das Schleifen habe ich mal verzichtet. Das sieht auf den Fotos dramatischer aus als in Wirklichkeit (Blitzfoto). Ja, farblich ist es ein Tick zu braun. Auch die Form selber wäre noch zu optimieren. Vorerst geht’s aber erst mal um einen Tauglichkeitstest.
LikeLike
Über die Qualität der gedruckten Ersatzteile kann man streiten. Besser als gar nicht mehr verfügbare Teile sind sie auf jeden Fall solange sie nicht an sicherheitskritischen Stellen verbaut werden. Und dazu gehört ein Sonnenblendenhalter bestimmt nicht. 🙂 Außerdem ist zu erwarten, dass die gedruckten Teile in der Zukunft weiter an Qualität gewinnen werden.
LikeLike
Genau. wir bleiben dran… Ich werde über die gemachten Erfahrungen berichten.
LikeLike