Ich liebe das Betrachten alter Werbungen. Sie spiegeln wunderbar den Zeitgeist von damals. Dazu ist es für mich spannend, wer damals was hätte kaufen sollen aus Sicht der Werbefritzen (auch so ein vergessenes Wort…).
Jetzt möchte ich Ihnen nicht nur Polaroid, sondern die Werbungen der Auto Motor und Sport Ausgabe vom 25.10.1975 näherbringen. Sind Sie bereit für die Zeitreise?
40 Jahre drehen wir die Uhr heute zurück in eine Zeit, als die „ams“ grossmehrheitlich von Herrenfahrern gelesen wurde. Aus den Leserbriefen kann man entnehmen, dass diese gerne mit Herzblut „ihre“ Hausmarke verteidigten. Da legte man sich auch für Exoten wie Alfa, Lotus oder auch zahlbarere Alternativen wie Austin oder MG ins Zeug. Man(n) fuhr diese Autos aus tiefster Überzeugung und liess sich von keiner Journaille dreinreden 🙂 Die Autos waren damals aber auch noch unverwechselbarer, Alfa hatte Heckantrieb, BMW baute geniale Reihensechser, Benzen waren fahrende Geldschränke, Audi versorgte die Beamten der mittleren Stufe. Heute ist das alles ordentlich verwaschen, das „Profil“ der Marken ging verloren. In dieser marketingtechnisch noch klaren Zeit wurden die nachfolgenden Annoncen und Werbungen geschalten.
Der Ascona von Opel für die mittelständische Familie. Ein Fortbewegungsmittel um gut, sparsam und sicher ans Ziel zu kommen. Ohne revolutionäre Technik, schliesslich ist den Käufern von 1975 noch im Ohr, dass Opel die zuverlässigen Autos baut.
Schallplatteninserat im Autoheft, damals kaufte man sich noch Langspielplatten um sie jahrelang zu hören und zu betrachten, keine kurzfristigen nicht fassbaren „Daunlouds“.
Das Veredeln von Autos war noch viel einfacher. Abgesehen von Sportwagen boten die Autos noch viel Potenzial zum individuellen Optimieren.
Hier werden sich die Meinungen der werten Leserschaft sicher teilen, ob man Geld ausgeben soll um sich seinen Daimler zu amerikanisieren. 🙂
Der „Audi 50 Mörder“ namens Polo wird populär gemacht. Für den Ausdruck „Mini-VW“ würde BMW Volkswagen heute sicher verklagen, damals liess diese Aussage wohl in München noch alle kalt. Grundsätzlich sehe ich bei dieser Kleinwagenannonce am wenigsten Unterschiede zu heute, der Nutzwert sowie der Spareffekt stehen im Vordergrund. Es wird weiter gezeigt, dass sich dafür niemand zu schämen braucht.
Dieses Werbeargument von Shell hat sich in Luft aufgelöst mit dem Long-Life-Service. Nun ist nicht mehr alle 5’000 oder 7’500km ein Ölwechsel fällig, was früher durchaus auch auf der Urlaubsfahrt eintreten konnte. Der Wagen und die Familie sind aber ein super 70er Jahre Klischee; bordeauxrote Lackierung, Schiebedach, Lammfellbezüge sowie eine Radioantenne. Dass die Kinder nicht korrekt mit Sicherheitsgurten angeschnallt gezeigt werden, wäre heute auch unvorstellbar. 🙂
Wer kennt Datsun noch? Vermutlich ist heute vorallem noch das von Graf Goertz gezeichnete 260Z Coupé bekannt. Leistung und Spitze und nicht der Kaufpreis stehen hier im Vordergrund.
Im Gegenzug wirbt Austin vom British Leyland Konzern vorallem mit ihren tiefen Preisen.
Der Leser interessierte sich ja nicht nur für Autos, daher zwischendurch noch einige Ergänzungen mit Produkten für Lebensgeniesser und/oder Playboys.
Ein ganz neuer Trend der 70er Jahre ist das Langzeitauto. Im Umfeld der schnell rostenden Wagen, welche oft nach 6-8 Jahren verschrottet werden mussten, gelang es Porsche den Nerv der Zeit bzw. der Autofahrer zu treffen.
Renault 30 TS, die Mercedes-Alternative aus dem Land des „savoir-vivre“. Auch wenn die Marke oft schlecht wegkam in diesem Heft, welches vorallem den Stuttgarter Herstellern wohl gesinnt war; der französische Staatskonzern investierte in ein doppelseitiges Inserat.
Auch wenn die Reifen selten diskutiert werden, hier haben wir grosse Fortschritte zu vermelden. Ein heutiger Fuldareifen auf damaligen Autos bietet eigentlich keine „zeitgemässen“ Fahreigenschaften mehr, sondern bessere als damals. 😉
Auch die Zigarette durfte am Steuer nicht fehlen. Haus Bergmann sponserte später die Rallyeautos von Audi und blieb damit Dauergast in der Autoszene.
Wer erkennt alle Tachos auf dieser Mobil-Werbung?
Wer möchte heute nach „Tabac“ duften? 🙂
Bei Toyota stand wie heute vorallem das Preis-Leistungsverhältnis im Vordergrund.
Fiat hingegen spricht eher die Emotionen an, welche auch in einem verantwortungsvollen Vater schlummern.
Ein Klassiker, der Adriawohnwagen mit seinen oben runden Türen.
Zum Abschluss noch etwas heute selbstverständliches, die Wahl des akustischen Bespassungsprogrammes für unterwegs. Ob Funk, DAB, Satelite oder irgendein Tonträger, heute eine Selbstverständlichkeit im Auto.
Weitere Beiträge zu Werbungen von früher folgen.
Super schön diese alten Werbungen.
Das mit der Radio oder Kassette? Hören Sie beides! Gefällt mir besonders.
Damals waren sicher die Autoradio mit Kassette noch recht teuer oder?
Im Opel Commodore A Coupe, Jg. 1967 habe ich ein Originales Autoradio, das nicht einmal UKW hat, nur MW, LW und KW.
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Ja, meines Wissens war damals die Anschaffung eines RTB-Gerätes im Auto doch ein rechter finanzieller Aufwand. Daher zügelte man oft den Radio von Auto zu Auto beim Verkauf.
Das hört sich gut an im Commodore, schön zeitgemäss 🙂
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Für 10 Mercedes S-Klasse US-Scheinwerfernachrüstungssätze konnte man sich einen VW Polo kaufen!
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Stimmt, das hab ich mir gar nicht überlegt 🙂
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Heute würde wohl niemand auf die Idee kommen freiwillig die US-Scheinwerfer an seinen 116er zu bauen. 🙂 Aber die Zeiten haben sich geändert. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Shell damals mit dem Schluri-Ölwechsel mit Absaugung angefangen hat?
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Ich dachte immer, das mit der Absaugung sei eine Erfindung der Neuzeit, aber weit gefehlt.
Weitere solche Abenteuer in die Vergangenheit werden folgen, ich hab noch unzählige solcher alten Kamelen. Nur den Geruch kann ich leider nicht digitalisieren 🙂
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