Eigentlich gäbe es diese merkwürdige Kurzgeschichte gar nicht. Wenn ich nicht per glücklichem Zufall zu einem Garagenplatz für meinen Pontiac gekommen wäre, wäre ich nie mit dem Vermieter der Garage in Kontakt gekommen und damit nicht für ein paar Tage zum Fordfahrer geworden.
Ich wäre nicht mit dem Vermieter meiner Garage ins Gespräch über Autos gekommen und hätte nicht seine Absicht mitbekommen, einen neueren Kombi zu kaufen. Und wir hätten nie über den abzugebenden Mondeo gesprochen. Der Händler hätte den eingetauschten Ford umgehend gepresst. Hätte, wäre wenn.
Nun fahre ich im Moment Mondeo mit dem 2-Liter 16V Motor und 130 PS. Weil ein Kumpel und ich es zu schade fanden, wenn ein funktionierendes Auto einfach weggepresst wird. Besagter Kumpel hat den Wagen übernommen und ich darf ihn im Moment fahren um Möbel wegzubringen. Platz hat er nämlich, dieser stinknormale Fordkombi Entschuldigung, Mondeo Turnier. Und zwar in der Grössenordnung eines Mercedes S124 oder eines Granada Turnier, nicht zu vergleichen mit Lifestylekombis von BMW oder Audi. Ich hatte ursprünglich nicht vor, etwas über dieses Auto zu schreiben. Da ich annehme, dass dieser Wagen bei der geschätzen autoaffinen Leserschaft ein eher geringes Interesse finden wird. Warum ich trotzdem schreibe, hat zwei Gründe:
Zum Einen fand ich es schade, dass ein funktionierender und nur etwas rostiger Wagen einfach so verschwinden sollte. Auch wenn so etwas natürlich tagtäglich geschieht. Dieser hier aber soll ohne Mahnfinger aufzeigen, was unsere Wohlstandsgesellschaft an brauchbaren Dingen einfach „entfernt“. Sind Ihnen die LKWs mit gepressten Autos, welche nach allgemeinem Empfinden noch nicht „uralt“ waren auch schon aufgefallen? Nun fahre ich also mal ein solches Modell, das eigentlich schon auf dem Schrott-LKW der vor mir fährt, liegen müsste, gepresst auf vielleicht 50cm Höhe.
Zum Anderen war ich gerührt, wie freundlich und prompt mich die Garage des Vorbesitzers bediente. Ich brauchte dringenst einen „Abgastest“. Der Alte war schon länger verfallen und fahren ohne Abgastest ist in der Schweiz eine absolute Todsünde und wird viel härter geahndet, als das Zerstören von fremden Eigentum. Aber das ist ja leider auch wie das Wegwerfen ein Nebenprodukt der modernen Gesellschaft. 😉 Nun aber zurück zur Garage. Ich rief am Montag morgen an und schilderte meine missliche Lage. Trotz sicher einigen Reifenwechselterminen bekam ich noch gleichentags einen Abgastest. Dabei wurde ich in der Grenz Garage Bronschhofen (offizieller Ford-Vertreter) sehr freundlich und familiär aufgenommen. Das ist in einer Markenvertretung absolut nicht selbstverständlich, wenn man mit einer Rostmöhre, selbst gekleidet in Arbeitskleidern und mit einem Kleinkind auftaucht und nur einen Kleinstauftrag hat. 🙂 Herzlichen Dank nach Bronschhofen!
Die Schattenseite des Neuerwerbs sind die rostigen hinteren Radläufe, trotzdem wird vielleicht eine neue Kontrolle versucht. Der Wagen zeigt sich sonst soweit gepflegt, ausser dass man kalte Füsse bekommt, da ist wohl ein Seilzug des Gebläses ausgehängt.
Ein übersichtlicher und geräumiger Lastesel, abgesehen von den knusprigen Radläufen wirkt er heute noch modern und fast elegant.
Was mir schon beim Nachfolger auffiel, den ich ebenfalls mit dem Zweilitermotor aber mit Automatik mal gefahren bin, ist die fast fehlende Motorbremse beim Runterschalten. Damals gab ich der Automatik die Schuld, aber auch dieser Schaltwagen will bergab dauernd mit der Bremse gezähmt werden. Weiss hier jemand von den Lesern, woran das liegt?
Das weitere Schicksal des Fotomodells ist ungewiss. Vorerst wird er seinem Besitzer als Raumwunder dienen, ob er nochmals vorgeführt wird, ist noch offen.
Wer lieber über emotionale Produkte des Ford-Konzerns liest, ist hier gut aufgehoben:
Funktioniert die Schubabschaltung?
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Ich glaube ja.
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