Audi 80 quattro 5E – der erste Quattro für den Familienvater

Zur Abwechslung stelle ich Ihnen wieder mal ein Fahrzeug aus meinem eigenen Fuhrpark vor. Die familien- und budgetfreundliche Alternative des Audi Quattros kam zum Modelljahr 1983 auf den Markt.

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Der Audi quattro, heute landläufig „Urquattro“ oder kurz „Uri“ genannt, startete 1980. Dieser Wagen brachte den Allradantrieb in normale PKWs, bisher erhielt man „4WD“ bei Jensen, Land Rover oder AMC. Dies waren aber allesamt Fahrzeuge, bei welchen der Allradantrieb einen Kompromiss darstellte. Man brauchte deutlich mehr Benzin, der Wartungsaufwand war je nach Modell erheblich und das Fahrgefühl war selten harmonisch auf trockener Strasse. Der Gewinn des Allradantriebes lag bis 1979 allein darin, im Gelände besser vorwärtszukommen. Nun sind wir nicht alles Bauern, Förster oder Geologen. Aber Bewohner von erhöhten Lagen meldeten grosses Interesse an nach der Präsentation des Quattros. Sie sehnten sich nach einem langstreckentauglichen Auto, welches im Winter ein Vorwärtskommen auch bei Tiefschnee ermöglichte.  Der Audi quattro war ein hochkarätiges Auto in der Klasse des Porsches 911, obwohl er auf dem neu vorgestellten Audi Coupé basierte. Er wurde stellenweise von Hand gefertigt, und bot mit seinem tief bollernden 5 Zylinderturbomotor aus dem Audi 200 5T einen kantigen Charme. Die ersten Modelle waren zwar gemäss Zeitzeugen noch sehr hakelig zu schalten (was sich später nur langsam besserte), aber die phänomenale Traktion auf Schnee überzeugte schnell. Der ganzen grossen Verbreitung stand aber noch die geringe Produktionskapazität des Supersportlers quattro und der hohe Preis entgegen. Der Fahrer profitiert von einem permanenten Allradantrieb welcher ihm auch bei Nässe und kurvigen Strecken deutliche Traktions- und Stabilitätsvorteile einbringt. Zusätzlich lässt sich das mittlere und hintere Differential sperren. Damit ist fast jede Schneesituation zu bewältigen. Die frühen Quattrofahrer vergassen aber gerne, dass die Bremsleistung unverändert war im Vergleich zu Heck- oder Vorderradantrieben. Hier brachte erst das später eingeführte ABS in gewissen Situationen Vorteile.

Der bereits seit einigen Jahren am Markt erfolgreiche Audi 80 der zweiten Generation wurde auserkoren, das „quattro-Prinzip“ zu einem tieferen Preis ans Volk zu bringen. Das Topmodell Audi 80 CD 5E bekam ab Modelljahr 1983 eine Steigerung, den Audi 80 quattro 5E, den bisher teuersten Audi 80. Allerdings war er trotzdem deutlich günstiger und aufgrund der 4 Türen familientauglicher als das Quattro Coupé. Antriebstechnisch bot der 80er quattro die selben Traktionsvorteile wie der Urquattro. Kleiner Vorteil sogar, da er über einen Sauger-5-Zylindermotor verfügt, hat er kein Turboloch. Dazu ist er etwas leichter auf der Vorderachse als sein grosser Bruder.

Ich fuhr seit 2002 Urquattro, als ich 2005 beim 25 jährigen Quattrotreffen von einem Landsmann aus dem Wallis einen 80er quattro der ersten Generation angeboten bekam. Seine Bedingung war, das Auto müsse gerettet werden. Dieses Photo bekam ich per Mail, bevor ich „blind“ zusagte, den Wagen zu retten.

1. Bild

Das Fahrzeug ist in der recht seltenen Farbe „portorosé-métallic“ lackiert und verfügte nur über 2 Mehrausstattungen; grün getönte Scheiben und eine Anhängerkupplung. Im Laufe der Zeit kamen Nebelscheinwerfer, Nebelschlussleuchte, Scheinwerferreinigungsanlage, Lederausstattung, Ronal-Alufelgen sowie eine elektrische Antenne dazu. Marcus Nothelle von Nothelle Performance baute den Motor mit einem frischen Block neu und optimiert auf und sein Mitarbeiter Lars schweisste die ganze Karosse. Diese Schritte passierten über die Jahre, grundsätzlich fuhr der Wagen ab 2005 jedes Jahr.

So habe ich den Wagen übernommen, mir persönlich gefällt das alte Audi-Sportlenkrad sehr gut

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Nach und nach tat sich vorne drin etwas…

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Innen folgte eine Lederausstattung (diese wurde später noch aufgefrischt, eben eine rolling restauration)

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Auch untenrum gab es Arbeit

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Auspuff, Lack etc mussten neu gemacht werden

Nothellehinten

80 Quattro vorne 80 Quattro seite links

Während des Aufbaus des portorosé-farbenen 83ers wurde mir ein 84er Modell angeboten. Dieses war silber, hatte erst gut 100’000km und noch keinen Winter gesehen. Das Fahrzeug wurde von einem älteren Herrn für seine jährliche Italienreise genutzt, da war ihm der Toyota Starlet zu unkomfortabel dafür. Aufs Alter hin aber wünschte er sich eine Klimaanlage. So kam ich für heutzutage unvorstellbare SFr. 3’250.- zu einem jungfräulichen Typ85, so der interne Code. Allerdings war das Modell total befreit von jeglicher Mehrausstattung.

innen

hinten

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Erst wollte ich dieses Exemplar als Winterauto fahren. Marcus Nothelle hat mir dann aber gedroht, wüste Dinge zu tun, wenn ich diesen Frevel wirklich durchziehen würde. 🙂 Ich musste ihm recht geben. Da mir die Farbe des älteren Autos besser gefiel und der Motor bereits überarbeitet war, entschloss ich mich nur den Braunen zu behalten. Dieses Prachtexemplar ging zum ehemaligen Besitzer meines Restaurationsexemplares, die Welt ist klein. 🙂

Der abblätternde Klarlack auf der Haube war der einzige wirkliche Mangel. Dieses Auto war zu schade um es einem unbedarften Freak zu geben der ihn nur tieferlegen will. Er war so schön jungfräulich, das musste erhalten werden und das wird es beim jetzigen Besitzer auch. 

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Diese kleinen und sportlichen Limousinen aus der Frühzeit von Audis Entwicklung bieten bis heute viel Fahrfreude. Sie brüllen kernig, bieten maximale Traktion und sind aufgrund ihrer kurzen und schmalen Aussenabmessungen absolut alltagstauglich. Leider ist die Ersatzteilversorgung bei Audi ein stiefmütterliches Thema. Abgesehen davon, kann ich einen Audi 80 jedem empfehlen, die Preise aber sind ziemlich gestiegen in den letzten Jahren für die allradgetriebenen Exemplare.

Etwas günstiger ist das Facelift, da hiess der kleine 5 Zylinder quattro dann Audi 90 quattro.

So wurde damals geworben:

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Die Serie über alte Audis wird auf jeden Fall fortgesetzt, ich bin Ihnen noch einen Beschrieb meines ehemaligen Urquattros und der diversen 100/200 Typ43 schuldig. 🙂

11 Gedanken zu “Audi 80 quattro 5E – der erste Quattro für den Familienvater

  1. Ja der Audi 80 quattro,
    Ich hatte ihn von 91 bis 97 gefahren.
    Mit käfig und Eibach Bilstein Fahrwerk.
    Meteormetallic mit Ronla Felgen.
    Motor war kaputt lief nur noch auf 3 Zylinder. MOTOR VOM coupe eingebaut.
    Lief dann wieder sehr gut.
    Verbrauch 9,8 liter.
    Sehr großer Tank 70l.
    Da er keinen kat hatte. Hatte ich ihn 97 verkauft für 2200 dm.
    Teile waren teilweise sehr teuer. (bremsen)

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  2. Guter Bericht und richtig tolles Auto – durfte mich ja schon selber von der Qualität (und dem Sound) überzeugen!
    Aaaber, à propos 4×4-Geschichte wollen wir doch einen wichtigen Wegbereiter nicht vergessen: Subaru!
    Ausserdem (kurzer Wechsel in den Klugscheissermodus – und nein, ich hatte nie einen Subaru), die Marke darf ja auch als Pionier in Sachen Personenvermarktung gelten – Bernhard Russi hat ja 30+ Jahre den Ambassador der Marke gegeben (wohl fast zeitgleich mit Walter Roderer und Mitsubishi).

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    • Hej Heftigerchris
      Danke für Deine freundlichen Worte. Leider hat gestern die Zeit für eine eigene „Erfahrung“ nicht gereicht, das holen wir nach. Oder halt das nächste Mal den Firebird, falls Du betreffend V8 in eine Unterzuckerung gerätst. 😉
      Betreffend Subaru: Schande über mein Haupt, dass ich den Bauernmercedes vergessen habe! Die Frage wäre noch nach dem ersten Importjahr in die CH. Ich denke, dass man damals als kultivierter Mensch eher auf Audi als den Neuling Subaru aus dem fernen Asien zurückgegriffen hat. Wer kauft heute Landwind? 😉
      Rodis Werbungen haben mir viel besser gefallen als Russis Grinsen bei der Subaruwerbung!

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  3. Ja wirklich ein schönes Auto so ein früher 80er quattro. Allerdings hat Audi bereits damals etwas tief (für meinen persönlichen Geschmack) in die Trickkiste gegriffen um dem Wagen einen zügigen Antritt zu geben. Im Flachland kann man gefühlt im dritten Gang anfahren und bereits bei 35km/h in den Fünften schalten.

    Ok, ok, anderswo musste man zu Beginn der 80er Jahre noch einen saftigen Aufpreis für einen 5. Extragang zahlen. Andererseits passt das Getriebe perfekt bei berigem Terrain. Anfahren in einer 10% Steigung mit Hänger? Kein Problem. 🙂

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    • Das stimmt, das „Tuning by kurzes Getriebe“ war beim VAG-Konzern ein beliebtes Hausmittelchen um den Kunden vorzugaukeln, er hätte ein top motorisiertes Fahrzeug.
      Anderswo war auch der rechte Aussenspiegel nicht Serie, nicht mal beim 6.9er 😉

      Wann kommt eigentlich der nächste Beitrag von 2010341a? 😀

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  4. Hallo, sehr schöner Artikel…auch, weil ich selbst einen Audi 80 quattro 5E von 1983 in zermatt-silbermetallic fahre! Interessieren würde es mich, was bei der Revidierung des Motors alles gemacht wurde (Kosten, was kommt so in etwa auf mich zu?), bei mir steht dies nächstes Jahr an und ich überlege, wie der 5-Zylinder Sauger gleichzeitg etwas optimiert werden kann!? Würde mich über eine Rückmeldung freuen, gerne unter diestelbach@aol.com…VG aus dem Lipperland/Deutschland

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  5. Wie schönes Auto. Wenn ich das immer so lese wie man an solche Schmuckstücke rankommt, dann glaube ich langsam, ich wohne in der falschen Gegend. Hier n 80er oder 90er zu bekommen … Dank VW 15 km vor der Tür … Undenkbar
    Super Seite … Top

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