Keine Frage, die optisch schönste Rettungsgasse besteht natürlich aus klassischen Automobilen, die einem schönen Sanitäts-Cadillac, Feuerwehr-Mowag oder Rettungs-Chevy Van Platz machen. Allerdings geht es mir bei diesem Artikel um das grundsätzliche Bilden einer Rettungsgasse. Wie man das macht, warum und was eine Sanitätsfahrerin dazu meint in diesem Beitrag.
Wie bildet man eine Rettungsgasse?
1 . Genügend Abstand zum vorderen Fahrzeug
halten.
2. Fahrzeuge auf der linken Spur, fahren so
weit wie möglich nach links.
Alle anderen Spuren, weichen nach rechts
aus und halten sofern möglich den Pannen-
streifen frei.
Dies gilt auch bei 2-spurigen Fahrbahnen.
3. Bis zur Auflösung des Staus, unbedingt auf
der Seite bleiben, da immer wieder Einsatz-
fahrzeuge zur Einsatzstelle müssen.
Da sich in meinem Freundeskreis eine junge Sanitätsfahrerin befindet, habe ich sie darum geben, mir Red und Antwort zu stehen und uns von ihren Erfahrungen zu berichten. Das Interview wurde schriftlich geführt:
Hattest Du schon viele Einsätze auf der Autobahn, wo Du auf eine Rettungsgasse angewiesen warst?
Ja, zu den Stossverkehrszeiten und auf den typischen Autobahn-Engstellen bin ich immer wieder auf eine Rettungsgasse angewiesen. Die Rettungsgasse ist aber auch wichtig, wenn es irgendwo eine Kolone hat und man als Autofahrer Geduld braucht zum Weiterkommen, sprich im Stau oder an grösseren Kreuzungen mit Ampeln. Wenn ich von der Einsatzleitzentrale mit Blaulicht und Horn zu einem Einsatz disponiert werde, so ist es dringend – sprich eine Person ist schwer verletzt oder mit dem Leben bedroht – dann habe ich diese Zeit nicht zum Warten und bin auf ein rasches Vorankommen, sprich an solchen Engstellen auf eine solide Rettungsgasse oder ein Ausweichen an den Strassenrand und Anhalten von anderen Verkehrsteilnehmer angewiesen.
Ich fahre auch nur mit Blaulicht und Horn wenn ich so disponiert werde, sprich wenn die ELZ den aktuellen Einsatz als dringlich einstuft. Es zählt dann jede Minute und Sekunde. Ansonsten, wenn die Zeit nicht drängt, fahre ich ganz normal und stelle mich auch als Ambulanz auf Einsatz hinten an.
Erzähl bitte von Deinen Rettungsgassenerlebnissen, klappt sie meistens oder ist es eher Glücksache?
An manchen Tagen klappt die Rettungsgasse und auch das Ausweichen, sprich die Rücksichtnahme von den Verkehrsteilnehmern gegenüber den Blaulichtorganisationen, super und an manchen Tagen weniger. Es gibt – wie halt überall im Leben – auch auf der Strasse Menschen, die rücksichtsvoll sind und anderen im Notfall den Vortritt gewähren. Andere wiederum stellen sich selber in den Vordergrund, sprich solche gewähren dann den Vortritt nicht optimal.
Man darf aber nicht vergessen, dass eine Blaulichtfahrt für die anderen Verkehrsteilnehmer eine kurzzeitige Stresssituation ist. Bis man das Horn und das Blaulicht wahrnimmt, ist es oft schon sehr nah hinten an einem dran, das Adrenalin schnellt kurz in die Höhe und man muss dann schnell und korrekt handeln. Da gibt es auch Menschen, die diese Situation kurz überfordert. Nicht weil sie nicht korrekt ausweichen und anhalten möchten, sondern weil sie wirklich kurzzeitig nicht wissen was sie jetzt machen müssen.
Was hast Du für Wünsche an die Autofahrer?
Mein Wunsch an die Autofahrer und generell Verkehrsteilnehmer (also auch Velo, Motorräder, Laster…) ist ganz einfach:
Zuerst einmal: fahre achtsam im Verkehr, schau dass du die anderen Teilnehmer gut wahrnimmst indem du versuchst möglichst viel zu sehen/überblicken und auch zu hören. So entstehen viel weniger Unfälle und du nimmst solche speziellen Situationen, wie eben z.B. Blaulichtorganisationen auf Einsatz, frühzeitig wahr und kannst reagieren.
Wenn du dann eine Blaulichtorganisation auf dringlichem Einsatz wahrnimmst, verlangsame deine Fahrt, lenke dein Fahrzeug an den Strassenrand und halte dort an. So ermöglichst du uns Blaulichtfahrer ein schnelles Vorankommen und der Patient bekommt so rasch als möglich Hilfe. Bei uns handelt es sich um Minuten und Sekunden, die im Extremfall über Leben und Tod entscheiden können – bei dir ist es eine kurze Zeit, die du verlierst wenn du uns Platz machst. Und wer weiss, vielleicht bist auch du einmal auf unsere Hilfe angewiesen und bist dann dankbar, wenn die Ambulanz/Polizei/Feuerwehr so schnell als möglich bei dir ist.
Ich und auch mein Patient, der auf meine Hilfe wartet, danken dir dafür!
Als Autor möchte ich damit schliessen, dass ich jeden der werten Leser die Rettungsgasse hiermit wieder in Erinnerung rufen möchte. Gerade wir als Old- und Youngtimerfahrer fallen sowieso auf im Strassenbild, das können wir als Chance nützen beim Bilden der Rettungsgasse: Auf dass es uns viele nachmachen!
Danken möchte ich der erwähnten (und bewusst anonym genannten) Sanitätsfahrerin sowie dem Verein „Helfen helfen“ und speziell dem Präsidenten Pascal Rey.
Weitere Informationen zur Rettungsgasse finden Sie hier.
Danke für die Erinnerung – mitdenken und vorausschauend Fahren hilft. So kommt man übrigens aus dem Stau selbst auch schneller raus, wenn man dem Abschleppdienst mal freundlich Platz macht. Da geht’s zwar nicht um Leben und Tod – aber mal so zur Übung des Ernstfalles… einfach mal ausprobieren 😉
ps: klar, die Tschechen müssen mal wieder anders Rettungsgasse üben:
https://www.adac.de/der-adac/rechtsberatung/verkehrsvorschriften/ausland/rettungsgasse-ausland/
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Danke für den Hinweis, das ist gut zu wissen für alle CZ-Reisende!
Genau, einfach mal versuchen, kostet nix und man findet Nachahmer 🙂
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