Dieselskandal. Man mag dieses Wort schon nicht mehr hören. Eigentlich wollte ich hier eine richtig schöne Verteidigungsrede zugunsten des Diesels halten. Eine Rede über seine vorbildliche Sparsamkeit, sein grandioses Durchzugsvermögen, seine Effizienz zugunsten des Besitzer-Geldbeutels. Eigentlich. Mir gehen aber die Worte aus. Warum?
Nun, seit 15 Jahren gluckere ich das „Oil of Satan“ in den Tank. Stets happy darüber, 20 – 30% weniger Geld in den Schlund der Erdöl produzierenden Staaten zu werfen. Ebenfalls immer zufrieden mit der Fahrkultur und Performance des schweren Klotzes unter der Haube. Mein letzter machte 185’000 km ohne das kleinste Problem, bevor der Rest darum herum morsch wurde. Er war zwar noch ein Euro-3-Russer. Aber sonst hatte ich ein gutes Gefühl, erst recht mit dem Nachfolger in partikelgefilterter Euro-5-Norm.
Dann kam plötzlich VW unter die Räder. Als erste, letzten Sommer, in den USA. Klar, denkt man, die Amerikaner müssen ihre automobilen Pfründe schützen, sind Fans von Sammelklagen, mögen den Diesel nicht und suchen deshalb ihn vertreibende Gründe.
Jetzt wirft man einem aber wöchtentlich neue Fakten um die Ohren. Opel scheint nun auch Russ auf der reinen Weste zu haben. Fiat ebenfalls. Dazu neue Meldungen aus Japan: Mitsubishi lässt auf seiner Abwärtsspirale kein Fettnäpfchen aus und scheint auch getrickst zu haben. Suzuki ebenfalls. Beide bei den Verbrauchswerten. Das hat mit dem angeschlagenen Diesel so direkt nichts zu tun, gehört aber auch zum gegenwärtig modischen automobilen Thema: Tricksen. Fortsetzung folgt. Hört denn das nie auf?
Gut, könnte man jetzt denken. Kaufen wir halt wieder mehr Benziner. Dieser Schein trügt allerdings auch: die modernen Direkteinspritzer russen gerne und oft. Ausserdem scheinen sie auf schnellen Fahrten häufig etwas mehr Durst zu haben, als der Verkäufer versprochen hat.
Was gibt es dann noch? Hybride? Elektro? Plug-In? Tönt alles interessant, vor allem dank der deutlich höheren Effizienz der verbauten Elektromotoren. Aber wie war das noch mit den seltenen Metallen für die Batterien, die teilweise unter menschenunwürdigen Bedingungen abgebaut werden? Wie ist die CO2-Bilanz des bezogenen Stroms in einem Land mit viel Kohlenkraftwerken? Noch eine Lösung: schon mal an ein Erdgasauto gedacht, hier in der Schweiz betreibbar mit Kraft-Puste aus kompostierten Abfällen? Das scheint mir bald die vernünftigste Lösung zu sein. Nur kommt sie in der breiten Masse nicht an.
Mir geht es nicht primär darum, dass Autos Schadstoffe ausstossen. Das ist allgemein bekannt. Jeder soll das mit seinem (Umwelt-)Gewissen ausmachen. Mir geht es um Vertrauen: ich möchte für mein Geld das bekommen, was mir versprochen wird. Dazu gehören eingehaltene, real erreichbare Verbrauchs- und Schadstoffwerte. Nicht zwischen 5-mal und 35-mal (!) höhere, wie beim Stickoxidausstoss!
Insgesamt ist das alles ein zu grosser Korb voll Konsumententäuschung, Vertuschung, Verbreitung falscher Tatsachen. Dieser Korb drückt das Kundenvertrauen in die Produzenten rollendes Bleches zu Boden. Und was tun diese? Erneut beschwichtigen, abwiegeln, weiterlügen. Man könnte auch alle Probleme auf den Tisch legen, den Shitstorm über sich ergehen lassen und danach einen sauberen Neustart wagen. Hätte mutmasslich die bessere und nachhaltigere Wirkung. Soviel saubere Krisen-Kommunikation trauen sich die Angegriffenen offenbar nicht zu. Schade. Auch um die Glaubwürdigkeit des technisch interessanten Motortyps Diesel. Seine grosse Zeit, so scheint es, ist schon gelaufen.
Sprit sparen wäre sehr einfach, wenn man bedenkt, dass die Auto vor 30-50 Jahren um die 300-500 kg leichter waren. Ein Smart 1. Generation hatte schon über 800 kg, eine damalige Citroen DS um 1.100 kg, ein Golf 1 zw. 750-800 kg. Der Smart 2. Generation bringt schon über 900 kg auf die Waage. Weitere Beispiele gibt es zuhauf oder stehen jetzt in ihrer Garage!
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Seit Jahrzehnten forschen Heerscharen von Motorenentwicklern mit Hochgeschwindigkeitskameras in den Brennräumen nach der geringsterforderlichen Einspritzmenge, nach dem idealen Flammenverlauf im ideal ausgestalteten Brennraum, entwickeln Magerkonzepte und Schaltsaugrohre, arbeiten mit variablen Nockenwellenverstellungen, Multipoint-Einspritzanlagen, optimieren Turbolader mit variablen Turbinengeometrien oder gar zusätzlichen Kompressoren, konzipieren Zylinderabschaltungen, Schubabschaltungen und Start-Stopp-Automatiken. Um den Dreck, der trotzdem entseht (u.a. durch die optimierte Verbrennung steigende Stickoxidwerte) (möglichst) gesetzeskonform in den Griff zu bekommen, wurden Katalysatoren und Partikelfilter verschiedenster Bauarten eingebaut, werden Abgasreinigungssysteme ihrerseits mit Harnstofflösungen gereinigt, und, und, und. Der ganze Sch**** wird technisch aufwändiger und komplexer und aufwändiger und komplexer, nur um im Nachkommastellenbereich vielleicht noch Verbesserungen zu erzielen.
Das Ganze findet natürlich unter strikter Beachtung des Kostendrucks statt, denn die Autos sollen ja unterm Strich möglichst nicht teurer werden, dem Kunden aber ständig mehr bieten. Das allerdings bitteschön in Bereichen, wo er es auch spürt: Mehr Komfort an allen Ecken und Kanten, hier noch ein Türzuziehassistent, dort noch ein Massagesitz oder eine Audio-Video-Spielerei im Bordcomputer mehr. Und größer werden soll das Auto auch. Und höher bitteschön (SUV-Boom). Das drückt natürlich aufs Gewicht. Aber „mehr Dampf“ soll der nächste Motor auch liefern – ohne Einbußen bei der Zuverlässigkeit und Haltbarkeit.
Für mich zeigen die ganzen Trickser- und Täuscher-Debakel der diversen Hersteller (es ist ja nicht nur Volkswagen), sei es beim Schadstoffausstoß, sei es bei den Verbrauchswerten, ganz deutlich eines: Der Verbrennungsmotor, ganz gleich ob Diesel oder Benziner, ist ausentwickelt, Ende Gelände. Vernünftige Alternativen (außer persönliches „Downsizing“, sind leider nicht in Sicht. Das Elektromobil ist ein ökologisches Feigenblatt. Zunächst bleibt da nur: weniger Fahren und ein Auto länger fahren, bis es wirklich „aufgebraucht“ ist, um wenigstens dem erheblichen Ressourcenverbrauch bei der Herstellung zu begegnen. Beides ist leider sehr unpopulär …
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Absolut einverstanden! Wir sollten wirklich wieder etwas bescheidener werden.
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da gebe ich Dir absolut recht. Kurzstrecken sind gesünder zu Fuss/per Fahrrad. Und das Auto soll gehegt und gepflegt werden, dann hält es auch länger. Und die Neuwagenbestellung am besten mit so wenig Kreuzchen wie möglich, das ist dem Verbrauch wie der Langlebigkeit zuträglich.
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Ws ich dennoch icht verstehe, habe selbst nie ein Dieselfahrzeug besessen, warum das Wasserstoffautomobil nicht gefördert wird. Der Energiestoff wäre in unermesslicher Größenordnung vorhanden. Und beim G7-Treffen 2016 in Japan scheint man sich eher darüber lustig gemacht zu haben nach der Probefahrt.
Gerade hier waren alle deutschen Automobilhersteller schon vor fast 20 Jahren führend. Doch vielleicht kommt es noch, wenn in Deutschland niemand mehr weiß wohin mit dem Öko-Strom und dieser dann zur Erzeugnung von Wasserstoff genutzt wird. Das Elektromobil kann’s jedenfalls nicht sein für die Zukunft.
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Beim Stichwort Wasserstoff muss man generell zwischen Antrieben unterscheiden, die den Wasserstoff herkömmlich verbrennen – BMW hat einige Jahre daran geforscht – und dem Wasserstoff als Energieträger, wie bei einer Brennstoffzelle.
Der erste Fall ist sicher nicht zielführend anstatt Benzin oder Diesel, „einfach“ Wasserstoff zu verbrennen. Auch BMW hat wieder von der Idee abgelassen.
Kommen wir zum zweiten Fall. In der Theorie ist das der Königsweg. Elektrische Energie ist theoretisch (aus nuklearen oder regenerativen Quellen) unendlich vorhanden um Wasserstoff aus Wasser zu gewinnen. Allerdings hat die Speicherung und die Funktionsfähigkeit von Brennstoffzellen in mobilen Anwendungen noch so ihre Tücken.
Einen sehr interessanten Forschungsbericht aus dem Jahr 2013 gibt es hier zu lesen: http://www.forum-elektromobilitaet.de/flycms/de/web/316/-/Fraunhofer+ISE+Wasserstoff-Infrastruktur.html
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