Glosse: Willkommen in der Welt der NICHT-Autofahrenden.

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Zur Zeit meiner Führerprüfung war es noch üblich, Auto fahren zu erlernen. Ausgedeutscht hiess das für mich: Beherrschung eines Automobils in jeder Situation. Beinhaltend den Umgang mit Gaspedal, Bremspedal, Gangschaltung und Steuerung unter Berücksichtigung von Strassenzustand und Verkehr. Mit einem gewissen Stolz habe ich diesen Test bestanden und setze das nun seit 23 Jahren in die Praxis um. Unfallfrei, abgesehen von einzelnen Blechschäden. Auch, und das ist wichtig: weil mal andere meine Fehler oder Fehleinschätzungen korrigiert haben. Das ist so. Ein Schelm, wer behauptet, er habe jederzeit und alles immer im Griff gehabt: er hat seine Schwächen einfach nicht bemerkt.

Jetzt hat sich aber seit ein paar Jahren schleichend – und verstärkt nach dem Einzug der Smartphones – etwas verändert im Verkehr. Womit wir beim Thema wären: die Strassen sind voll von NICHT-Autofahrern. Sie zeichnen sich aus durch NICHT schalten, und NICHT selbst fahren, weil Getriebeautomat, Tempomat und Spurassistent den Wagen gleichmässig auf Kurs halten. Das ist NICHTS neues und ginge ja noch gut, wenn Sicht und Gedanken vor sich zur Strasse gehen würden.

Zunehmend muss ich jedoch die Schwächen derjenigen Verkehrsteilnehmer ausgleichen, die NICHT schauen und die Situation NICHT richtig einschätzen. Weil sie abgelenkt sind von NICHTigkeiten wie einem Handy-Chat oder wild gestikulierenden Beifahrern. Weil sie NICHT aus ihrem kleinfenstrigen Auto hinaussehen können/wollen und den Rest des Verkehrs einfach ausblenden. Weil sie den grossformatigen Touchscreen ihrer Kutsche NICHT bedienen können, dies aber trotzdem während der Fahrt tun. Weil sie NICHT fähig sind, auf die rechte Spur auszuweichen oder anzuhalten, um während der Fahrt einen NICHT erlaubten Anruf am Handy entgegen zu nehmen. Sie fahren dann lieber NICHT zu schnell und schleichen mit deutlich vermindertem Tempo auf der linken Spur vor sich hin. Womit alle anderen NICHT überholen können.

Weil die NICHTfahrer die Situation NICHT richtig einschätzen können, haben sie dafür häufig zu viel Leistung, preschen damit unmöglich vor und zwängen sich durch jede NICHT-Lücke. Selbstverständlich blinken sie dann auch NICHT. Zeichen geben ist uncool. Regeln einhalten auch. Unsere Kinder müssen wieder mehr Angst haben beim die Strasse überqueren. Das alles wirkt auf mich ziemlich arrogant und dumm. Egoismus pur.

Wofür haben sie denn eine geile Karre, wenn sie sie NICHT fahren wollen? Habe ich etwas falsch verstanden? Man gibt viel Geld aus für Luxus und Leistung und ergibt sich dann freiwillig dem NICHTS-Tun? Ein Wohlstandsproblem der reichen Schweiz? Paradiesisch ist das NICHT.

Herzlich willkommen in der Welt der NICHT-Autofahrenden. Geschätzt sind das etwa 30%. Tendenz steigend. NICHT nur junge Digital Natives. Aber auch.

Leute, das wird langsam, aber sicher sehr gefährlich. NICHT nur für die NICHTfahrer. Aber auch.

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Daher freue ich mich auf die in Bälde kommenden selbstfahrenden Autos, die die Strasse dann endlich von den Schwächen der fahrenden NICHT-Verkehrsteilnehmer befreien. Es wird eine Wohltat sein, vor allem für die AutoFAHRER. Die, die das dann noch können.

Wenn Sie mitgezählt haben, benutzte ich das Wort „nicht“ bis hierhin genau 27 Mal. Das ist nicht NICHTS, zählt aber nicht. Damit sind es 30. Habe fertig.

Bildnachweis: verkehrsrundschau.de, ACE

 

 

2 Gedanken zu “Glosse: Willkommen in der Welt der NICHT-Autofahrenden.

  1. kurzweilig – schön geschrieben. Nochmal über den eigenen Fahrstil resümiert.. jep – muss manchmal sein – gut, Danke!

    ps: Heute schon gehupt? JA!
    Warum: Ein Spurassistent war wohl noch nicht vorhanden, aber mein Nebenan in der Innenstadt-Doppelspur hatte dennoch viel zu erledigen. Natürlich in der allzu notwendigen Großraumlimousine die zeitweise aufgrund mangelnder Aufmerksam (Vermutung d. Autors) auch die zweite, aber bereits von mir befahrene Fahrspur einnehmen wollte. Eindeutig: Gefällt-mir-NICHT und wird mit akustischem Hinweis quittiert! Das nächste Mal passt hoffentlich wieder jemand auf mich auf, wenn ich Navi- und planlos wieder nicht weiss wohin… Quid pro Quo!

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