Die Frage möchte ich aus der Sicht eines Laien beantworten. Eines Laien, der vielleicht bei einem Auto aus den 80er Jahren mal einzelne Teile tauscht, ihre Funktion nachvollziehen kann. Er ist aber definitiv kein Techniker und hat es auch nicht vor, einer zu werden. Kann so ein Jemand an einem neueren Auto den überhaupt selbst noch mehr reparieren, als nur das Wischwasser aufzufüllen und den Ölstand zu prüfen? Er kann, aber es braucht mehr Geduld und robustere Nerven als wenn besagter Jemand bei einem alten Auto tätig wird.
Konkret handelt es sich beim „neuen“ Patienten um einen BMW Z4, dessen Scheibenwischer zeitweise anscheinend völlig unbegründet ihre Arbeit niederlegen. Dieser Streik traf seinen Besitzer auch schon auf der Autobahn bei stärkerem Regen. Den Blindflug wünscht man niemandem, er ist für den Fahrer selbst aber auch alle anderen Verkehrsteilnehmer gefährlich. Das Aus- und wieder Einschalten der Zündung brachte kurzfristige Besserung. Allerdings ist das natürlich kein Zustand, wenn man auf der Autobahn solche Zwangspausen einlegen muss. Beim rollendem Kraftfahrzeug sollte man sowieso nicht am Zündschlüssel hantieren.
Gemäss allwissendem Netz liegt der Fehler am Motor selbst. Dieser registriere einen zu hohen Widerstand und stelle daher augenblicklich ab. Schön. Gemäss der vorher zitierten Quelle, würde eine BMW-Niederlassung den Motor inkl. Scheibenwischergestänge für anscheinend 650 Euro tauschen. (Angaben nicht weiter verifiziert!) Das macht aber nur Sinn, wenn dieses Bauteil auch unrettbar kaputt ist.
Meine Wenigkeit hat sich bis jetzt noch nicht an Plastikautos getraut. Zwar fahre ich diese ab und an, aber die Rückkehr in ein altes Auto ist jedes Mal für mich eine Wohltat. Dran etwas zu schrauben fiel mir bis jetzt nicht im Traum ein. Erstens gehöre ich nicht zu den „Schraubern“, ich übe keinen mechanischen Beruf aus, zweitens mache ich wenn etwas selbst, dann an alten Autos. Diese sind einfacher verständlich dank viel weniger Bauteile und einzelne Teile lassen sich in der Regel logisch und ohne etwas zu beschädigen de- und wieder montieren. Dazu erhält man in den jeweiligen Foren wertvolle Tips und Unterstützung.
Nun aber zurück zum erwähnten Plastikauto mit seinen Flausen. Gemäss einem amerikanischen BMW-Forum verteile der Scheibenwischermotor sein Fett auf die Kontakte im Motor. Dies führe dann zu den genannten Ausfällen, der Motor erkennt das Fett anscheinend als (zu) grossen Widerstand. Aha. Leider fehlten bei diesem amerikanischen Beitrag die Photos, welche der freundliche Ersteller wohl im Jahre 2009 mal hinzufügte. Nur aufgrund dieser Beschreibung getraute ich mich nicht an die Demontage des Scheibenwischermotors, um ihn aufschrauben und reinigen zu können. Jedoch erhöhte Youtube meinen Mut, an diesem „fremden“ Plastikauto zu werkeln enorm. HIER sehen Sie das Video. Es wird in Kürze erklärt, wie die Wischerarme, die Wasserkastenabdeckung und der Motor mit dem Gestänge demontiert werden können.
Dieser Kontaktring war voller Fett, seit seiner Reinigung tut der Motor wieder. Hier ein Neuteil zu verbauen wäre nicht „nachhaltig“ (ich liebe es, solche Plattitüden auch mal einsetzen zu können) gewesen und hätte sinnlos Geld gekostet.
Dass man dabei den Wasserkasten (so wird der Raum genannt vor der Frontscheibe wo der Scheibenwischer und sein Motor wohnen) gleich noch reinigen kann, ist vom Hersteller nicht vorgesehen aber dringend nötig. Warum nicht vorgesehen? Erstens müssen die Scheibenwischerarme demontiert werden. Zweitens ist die Wasserkastenabdeckung mit billigsten Plastikschrauben festgemacht, welche nach dem Öffnen trotz aller Vorsicht kaputt sind. Ich hätte von einem Produkt, welches sich „Premium“ schimpft, etwas mehr erwartet.
Fazit: Kleinere Defekte können mit einer Internetrecherche durchaus behoben werden. Allerdings muss einschränkend gesagt werden, der Z4 ist schon gut 10 Jahre alt, wie es bei ganz neuen Autos aussieht kann ich nicht beurteilen. Wie denken Sie darüber? Kommentare sind sehr willkommen!
Ein kleiner Fahrbericht über den Z4 folgt.
Hallo zusammen,
Ich finde keineswegs das es zu schwierig ist Heut zu Tage an seinem Auto noch selbst etwas zu tuen. Mit einer Grundausstattung an Werkzeug und einem wenig technischem Verständnis, kann man den Großteil der Arbeit am eigenen Auto selbst erledigen. Ich muss zugeben es gibt da ein paar Ausnahmen. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel 🙂 Sei es auch nur die Birne aus dem Scheinwerfer. Ein Wenig fummeln und schon ist sie da.
LG
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Hallo Marc,
so was nennt der Hersteller „geplante Obsoleszenz“, auch wenn er es nicht unbedingt zugeben würde. Schliesslich verdient ein Autohersteller ja am neuen Auto (fast) nichts mehr, bzw. die Marge bewegt sich im einstelligen Prozentbereich. Aber an Ersatzteilen und Service reibt er sich die Hände wund 🙂 Für Dich und uns mag das sinnlos Geldausgeben sein, aber für den Marken-Garagisten bedeutet das Umsatz und Gewinn.
Warum erscheint dieses Problem der geplanten Obsoleszenz nicht bei alten oder älteren Autos? Okay, mal vom Rostschutz abgesehen. Weil dazumal noch niemand dieses Wort überhaupt buchstabieren konnte und die Elektronik noch in den Kinderschuhen steckte und die Entwickler noch nicht die genialen Möglichkeiten der Manipulationen kannten. Siehe „Abgasskandal“ VW und Co. Vielmehr stand in den Pflichtenheften der Entwickler, das Fahrzeug muss robust, einfach zu warten, simpel, usw. sein. Bestes Beispiel eines Pflichtenhefts ist das des Ur-2CVs (googeln, wers wissen will).
Die geplante Obsoleszent wird in den heutigen fahrenden Computern (oder Plastikautos) sicherlich in den nächsten Jahren sehr gut zum Vorschein kommen, bzw. schon heute, wie Dein Beispiel zeigt. Und nicht nur da, sondern in allen Gegenständen des täglichen Gebrauchs. Ein Gegenstand, der ewig hält schadet der Wirtschaft, der Konsument kauft nichts neues mehr, es müssen Arbeiter entlassen werden, und und und…..
Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Resourcenschonung…. was ist das? Ich weiss, ich bin zu negativ 😉
Der Wischermotor an dem Z4 ist sicherlich nur der Anfang der geplanten Obsoleszenz, mach Dich also bereit für weitere spannende „Operationen“.
Es grüsst
Robert
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Hoi Robert
Zum Glück ist es nicht mein Auto, aber vielleicht wage ich mich ggf. an weitere Operationen. 🙂
Ich glaube nicht zwingend, dass Du zu negativ denkst. Bzw. Du bist nicht alleine damit. Mich nervt es tierisch, dass dauernd Umweltschutz und Konsum in einem Wort genannt werden. Man soll dauernd die sparsamsten Haushaltsgeräte kaufen (und das Alte natürlich entsorgen) ebenso bei Autos, Häusern etc.
Der Energie- und Rohstoffverbrauch bei Herstellung und Entsorgung müsste dringend mal öffentlich in Relation gesetzt werden zur Einsparung von ein paar KW/Deziliter Benzin/Heizöl etc…
Wenn dann dieser „Neuwahn“ noch unterstützt wird mit Plastikschrauben, für mich der Inbegriff der geplanten Obsoleszenz, ist das der Gipfel der Frechheit der Industrie gegenüber dem Konsument. Politik und Presse welche den Konsumenten schützen sollten, taugen hier absolut nichts. Leider von links bis rechts absoluter Totalausfall meines Erachtens.
Grüess
Marc
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Hoi Marc,
na, seit wann sollen Politiker die Konsumenten schützen 🙂 ?? Diese Damen und Herren sind meines Erachtens alle lobby-gesteuert und die Medien nur deren Verstärker. Sonst würden die KK-Prämien nicht alle Jahre steigen und die aktuelle Diskussion um die MiGel-Liste gäbe es erst gar nicht…..
Aber zurück zu Deiner ursprünglichen Frage: „Do it yourself an neuen Autos – geht das noch?”
Die zu beantworten ist auf den ersten Blick nicht einfach, da erstmal geklärt werden muss, was denn der durchschnittliche Do-it-yourselfer ist und kann.
Da gibt es den „Bürogummi“, der ausser waschen und gelegentlich nach Luft und Öl schaut, aber für alles andere die Werkstatt aufsucht.
Dann den handwerklich Begabten, der dann auch noch die Räder im Oktober (oder jetzt an Ostern) wechselt und sich beim Ölwechsel schmutzige Finger holt.
Und zu guter Letzt den Mechaniker (beruflich gelernt oder – Achtung: Wortspiel: Autodidakt), der zu hause eine gut ausgestattete Werkstatt mit Grube oder Hebebühne hat. Den wollen wir mal hier ausklammern, denn der würde über Deinen Wischermotor nur müde lächeln und mit verbundenen Augen austauschen, bzw. reparieren.
Was können also die beiden erstgenannten Gruppen, zu denen wir Autonarren gehören?
Waschen – kein Thema, entweder in der Waschbox, Waschstrasse oder hinterm Haus.
Luftdruckcheck – an der Tanke, oder mit dem eigenen Kompressor.
Ölstandskontrolle – ja, hier teil es sich schon. Denn der Ölmessstab ist ein vom Aussterben bedrohtes wichtiges Fahrzeugteil. Etliche neuere Fahrzeug haben gar keinen Ölmessstab mehr, sondern ermitteln den Ölstand elektronisch und teilen es dem Fahrer im Display visuell und akustisch mit, wenn zu wenig drin ist – oft dann, wenn man es überhaupt nicht brauchen kann. Z. B. auf der Urlaubsfahrt im Stau vor dem Gottard
Was dann? Wieviel fehlt? 1/2 Liter? Ganzer Liter? Wie lange kann ich noch fahren? Da muss die Vertragswerkstatt mit ihrem Diagnosegerät ran und füllt dann entsprechend auf. Schliesslich sollst Du ja nicht das billige Öl vom Baumarkt reinkippen!!
Ölwechsel – läuft auf das oben genannte hinaus. Selbst wenn man die Ablassschraube unter dem Platikverhau findet, sogar der 13er-Schlüssel passt und sich der Filter ohne Spezialwerkzeug ausbauen lässt, bleibt das Problem der richtigen Einfüllmenge.
Lampen – sollte klappen, wenns die normalen Glühlampen (H1, H4… usw.) sind. Ausnahmen bestätigen die Regel: Beim Renault Modus muss die ganze Frontmaske demontiert werden, um an die Scheinwerferlampe zu kommen.
Xenon ist nur was für Fortgeschrittene. Man kann den Brenner und die Steuereinheit separat wechseln (die Werkstätten wechseln beides zusammen für teueres Geld). LED ist meist eine Einheit.
Räder – ja auch hier wirds je länger je mehr komplizierter dank dem gesetzlich vorgeschriebenen Reifendruckkontrollsystem. Da gibt es 2 Systeme, die unterschiedlich funktionieren. Das „einfache“ verwendet einfach die Signale vom ABS-System und errechnet so, ob ein Reifen Luft verliert. Hier kann man die Räder noch selbst wechseln. Aber beim „komplizierten“ hat es in jedem Rad einen Sender, der mit seiner Haupteinheit kommuniziert. Wenn man den Herstellern glauben darf, soll die Batterie der Sender 10 Jahre halten. Was noch zu beweisen ist. Hat man also Sommer- und Winterräder hat man 8 dieser kostspieligen Sender zu einem Stückpreis von bis zu 100.-€. Und die müssen dann wieder mit dem Diagnosegerät der Vertragswerkstatt angelernt werden…..
Keilriemen – je nach dem, wie verbaut der Motorraum ist, mit blutigen Fingern und viel Gefluche machbar. Der Mythos mit dem Nylonstrumpf der Partnerin (oder Partners, wer weiss?) ist längst überholt und funktioniert vielleicht nur während der ersten Minuten.
Radio wechseln – ja die Jugend von heute hats nicht leicht, wenn sie mehr Musik in ihrem Auto haben will. Nicht wie unsereins früher: Olles DIN-Schacht-Blaupunkt-Radio raus, ein paar Kabel von der Batterie verlegt, neues Kenwood-Rumstata-CD-mit allem-Schnickschnack-Radio in den DIN-Schacht rein, Verstärker und Subwoofer in den Kofferraum geworfen und fertig war die mobile Disko. Aber die heutige Jugend will sowieso nicht mehr mit dem Auto fahren – das stört nur beim Daddeln auf dem Smartphone……
Die Hersteller tun also einiges. Zwar nicht für Otto-Normal-Fahrzeugbesitzer, aber für sich und ihre Vertragswerkstätten. Alles als „Service am Kunden“ getarnt.
Gruss
Robert
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Hoi Robert
Danke für Deine Stellungnahme; Du bist wissenschaftlicher an die Frage gegangen als ich. 🙂
Ich bin gespannt, ob das Pendel irgendwann umschlägt und die Autos ähnlich wie schon von Dacia vorgemacht, wieder einfacher werden. Vielleicht dabei gleichzeitig auch hochwertiger… (die Hoffnungen und Träume sterben zuletzt)
E gueti Wuche
Marc
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