Eine der kleinsten Grenzübergänge um in die ehem. Ostzone zu kommen; Aigen im Mühlkreis (Salzburgerland) nach Böhmen. Vor 100 Jahren als Behmen noch bei Österreich war, war hier auch keine wirkliche Grenze in der alten k.u.k. Zeit.
Mein Scheunenvermieter, verlässlicher Reisepartner und guter Freund Steffen H. und ich unternahmen schon einige spannende Reisen zusammen. Diese werden nach und nach hier „aufgearbeitet“, natürlich waren wir immer auf der Suche nach Motiven von „damals“, lassen Sie sich überraschen. Nun aber gehts los mit der CZ-PL-Reise im Frühjahr des Jahres 2012.
Der Autor kriegt sich mal wieder kaum mehr ein vor lauter staunen und photographieren. Schon ziemlich lauschiges Strässchen nach CZ das wir da entdeckt haben 🙂
Auf der Cesky-Seite geht der Weg vielleicht noch 2 Kilometer, dann kommt man an einen kleinen See, welcher nur per Fähre zu überqueren ist. Zeit unser Urlaubsfahrzeug vorzustellen: Steffens low-budget Audi 80 quattro 2.3E mit dem 5-Zylindermotor, gegen Abgabe von zwei guten Weinflaschen und einer Hunderternote bekommen. Kein Sahnezustand, aber der Motor brüllt schön, der quattro-Antrieb bietet viel Freude auf den kurvigen Strassen des Ostens und der Verbrauch liegt mit um die 8l bei forscher Fahrweise mehr als im Rahmen.
Am Automaten lösen wir unser Fährticket und beschäftigen uns mit der Route bis Böhmisch Krumau (Cesky Krumlov) wo wir ein Hotel gebucht haben und Aleš treffen. Ales wohnt in Prag und möchte mit uns Touris sein Land und das südliche Polen besuchen. Er wird mit dem Zug anreisen.
Ich habs gefunden 🙂
lauschiges Wetter…
…kann blitzartig umschlagen
…und während der Überfahrt haben wir ein schönes Gewitter, man könnte fast seekrank werden.
In Krumau haben wir bald einen Parkplatz gefunden und satteln unser Gepäck da unsere Pension in der Altstadt liegt. Das Wetter ist längst wieder freundlich.
Die Häuser in der Altstadt sind liebevoll restauriert, die kleine, friedliche Stadt ist unbedingt eine Reise wert.
Das Pod Radnici, unsere sympathische Pension, mein Tip: „Rindenbraten mit Rahmsauce und Knedel“ -> http://www.podradnicick.cz/
Leider sind die Heckmotorškodas mittlerweile auch bei den Ceskys selten geworden.
Wie man sieht, fährt man heute im Ceskyland fast nur neue Autos, diese werden auch sehr forsch bewegt, die Betätigung der Lichthupe wächst proportional zur jedem Kilometer näher an Prag. Im persönlichen Umgang hingegen sind die Tschechen angenehm und hilfsbereit. Der Strassenverkehr war im Polskiland viel angenehmer, da wird zwar auch zügig gefahren, aber man wartet und überholt bei Gelegenheit statt zu drängeln. Der Touri hält sich besser einigermassen an die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Zumindest in PL informiert man sich mit CB-Funk wohl erfolgreich gegenseitig, fast jeder hat einen 2m-Stab auf dem Dach. Nun aber zurück zur Reise.
Für Personen mit schlurfendem Gang, Pfeifenraucher und Kerzenträger ist der Durchgang verboten. Logisch oder?
Mehr zu Böhmisch Krumau: http://de.wikipedia.org/wiki/%C4%8Cesk%C3%BD_Krumlov
Dem braven Soldaten Schwejk ist hier auch ein Restaurace gewidmet, ob sich Steffen deshalb so amüsiert?
Gute alte Zeiten, der Chauffeur leistete Schwerarbeit
Nach der morgendlichen zweiten Stadtbesichtigung fahren wir weiter nach Osten Richtung Mähren. Ziel ist das Tatramuseum in Nesselsdorf.
Mittagshalt in Wittingau
Beim Bahnhof Zinolten (Senotin) an der Schmalspurlinie mitten im Wald scheint die Zeit stehengeblieben zu sein, die Ruhe ist phänomenal.
Mehr zu dieser spannenden Schmalspurbahn: http://de.wikipedia.org/wiki/Jind%C5%99ichohradeck%C3%A9_m%C3%ADstn%C3%AD_dr%C3%A1hy und http://jhmd.cz/
Einstimmung auf den morgigen Museumsbesuch
Ob der Audi mit EuroOil überhaupt noch läuft, haben wir nicht versucht, wir haben nur Eiskaffee gekauft. 😉
Der „slowensko strela“ (slowakischer Pfeil) welcher in der zweiten Hälfte der 30er Jahre Prag mit Bratislava in Rekordzeit verbunden hatte, ebenfalls ein Produkt von Tatra bzw. vormalig „Nesselsdorfer Wagenfabriks Gesellschaft“ genannt.
Dieses Photo musste der Schweizer ja fast abfotographieren.
Ein wirklich sehr sehenswertes Museum, Interessenten finden hier mehr Infos: http://www.tatramuseum.cz/index.php?r=5&idj=3
Luftgekühlte V8 im Heck waren das Markenzeichen der Tatra PKW.
Das letzte Modell von 1997, der Verlust dieser Marke bereue ich persönlich mindestens so stark wie den Verlust von Saab oder Rover.
Mit einer Art „Stempel“ welcher in er Mitte des Fahrzeuges runtergekurbelt werden kann, konnte man die Fahrtrichtung ohne grossen Aufwand wenden.
Achtung, jetzt folgt ein gewagter Wechsel. Nach der Besichtigung des Museums fahren wir weiter nach Schlesien und besichtigen ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte, das KZ Auschwitz-Birkenau.
Wer den Film „Schindlers List“ gesehen hat, kennt diesen Anblick vermutlich noch.
Man beachte den Regenbogen, weiter möchte ich nicht auf die Geschichte eingehen, sie kann im Netz auf diversen Seiten nachgelesen werden. Ein Besuch lohnt sich aber in jedem Falle.
Mein bescheidener Beitrag zum Gedenken
In Gleiwitz besuchten wir den alten Sendeturm (höchster Holzturm Europas) 2013 war ich nochmals da: https://autosleben.com/2015/02/21/moby-dick-teil-4-zweiter-teil-von-ostpreussen-und-die-heimfahrt/ Das Museum zum zweiten Weltkrieg ist unbedingt sehenswert, es muss aber im Internet eine Führung im Voraus gebucht werden.
In Schlesien gibt es wieder zweisprachige Anschriften, ich finde es toll, dass das in Polen möglich ist!
Dieses wunderschöne Schloss fanden wir per Zufall, da unsere Mägen im Status „Hunger“ waren, schauten wir nach, ob die Lokalität geöffnet hatte.
Als Schlossherr würde sich Steffen H. gut machen 🙂
An diesem Mittag waren wir die einzigen Gäste, ein spezielles, unvergessliches Erlebnis. Die Küche war vom Feinsten, nur wir waren etwas unterdressiert, was der Ober aber höflich übersah.
Verdauungsspaziergang im Schlossgarten
Gegen Abend passieren wir wieder die böhmische Grenze bei Nachod und suchen uns ein Quartier in der schönen alten Stadt. Tags darauf planen wir, die alten Bunkeranlagen aus den 30er Jahren zu besichtigen.
Diese Festungsanlagen wurden von der Tschechoslowakei gegen das Deutsche Reich errichtet (Schlesien war damals noch ein Teil Deutschlands).
Munitionsaufzug
Blick Richtung schlesische Hügel
Jaja, ich weiss, das Besteigen ischt verboten, aber die Anziehungskraft von solchen Dingern wurde mit Erreichen des Erwachsenenalters nicht kleiner 😉
Wenn das Navi sagt, der kürzeste Weg geht hier lang, dann gehorchen wir brav! 😀
Zurück in Tschechien übernimmt Aleš wieder die Funktion des Fremdenführers und zeigt uns den Reichenberger Turm, eine Zeitreise in die frühen 70er Jahre.
Inspiriert vom Sandmann (www.sandmanns-welt.de) zeige ich mich auch mal in gross.
Aus der Zeit, als Autos noch intuitiv bedienbar waren.
Aleš bringen wir in Reichenberg zum Bahnhof, er muss wieder zurück nach Prag, die Arbeit ruft. Wir beschliessen, gemütlich Richtung bayrischer Wald zu fahren.
Hier war mal ein Ort, dieser wurde in der Zeit des Reichsprotektorates wohl als Strafaktion dem Erdboden gleichgemacht, bedrückende Dokumentation vor Ort.
Sie kennen Merklin nicht? Egal, wir mittlerweile schon 🙂 Hier haben wir das letzte Mal genächtigt vor der Heimreise.
Ein Zimmer oberhalb des einfachen Restaurants, es gab nur Schnitzel und Bier, beides aber in top Qualität und fast geschenkt.
Wie Sie sehen, hat uns dieses total ruhige, abgelegene Dorf fasziniert. Keine Touris, keine „places you have to see before you die“, einfach nur Natur und alte Bauten und Leute die noch grüssen.
Und schon wieder ein Coop 🙂 der hat sogar tuty im Angebot
Altes Ortsbild mit österreichisch-böhmischem Charakter
Armer Tatra
Ein Anwesen aus besseren Zeiten, man steht da und stellt sich rauschende Feste vor, wie pompös man da wohl den Jahreswechsel 1899/1900 feierte?
Zurück in Germany, nur eine Putzaktion fehlt noch…
sehr schön, vielen Dank für den Bericht und die Bilder. da schwelge ich grad wieder in Erinnerungen und bekomme Fernweh !
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Sali Schdiev
Du so gings mir auch beim Schreiben, wär am liebsten losgefahren 😀
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