Was kann der Trabi im Vergleich zum Käfer?

Wir müssen klar festhalten, beide Modelle kommen ursprünglich aus dunklen deutschen Staaten, haben aber in Ost und West das Volk (auto)mobil gemacht. Nur, wer kann welche Disziplin besser und vor allem, machen die Volkskisten heute Spass? Der Vergleichskäfer befindet sich im blogeigenen Fuhrpark, den Trabi durfte ich freundlicherweise ausleihen. Beide Fahrzeuge sind „gut abgehangen“ sprich unrestauriert und zeigen die Spuren ihres langen Autolebens ohne kaputt oder komplett verbraucht zu wirken.

Erstes Anfassen

Der Trabi mit seinen Leukoplast-Karosserieteilen fühlt sich luftig leicht, fast etwas windig an. Der Käfer, obwohl er aus Mexiko stammt, bietet verhältnismässig wertige Verarbeitung, man erfreut sich am schönen Klick beim Schliessen der Türen. Leichtgewichte sind beide, was auch dringend nötig ist aufgrund der überschaubaren Motorleistung.

Nutzwert

Klar, es sind beides Oldtimer. Allerdings werden auch diese gerne mal für Besorgungsfahrten eingesetzt, da zählt, wie viele Leute bequem sitzen können, was eingeladen werden kann etc. Dieser Punkt geht für mich an den Vertreter aus der German Democratic Republic. Durch seine Limousinenform mit klassischer Anordnung sprich Motor vorne, Kofferraum hinten bietet er mehr Stauraum als der Käfer. Sitzen kann man in beiden Autos mit erstaunlich viel Kopffreiheit für diese Klasse. Die geringe Breite ist natürlich auf der Rückbank spürbar, für 4 Personen aber gut machbar. Der vordere Kofferraum des Käfers leidet unter geringer Höhe, wird allerdings ergänzt mit einem grossen Fach hinter der Rückbank, welche sogar umklappbar ist. Allerdings ist die Beladung durch die vorderen Türen nicht gerade optimal, auch ein Grund für den grossen Erfolg des Opel Kadetts. Solcher Konkurrenz brauchte sich der Trabi nicht auszusetzen, im Osten war froh, wer ein Auto hatte.

Fahrgefühl

Das muntere Rengdengdeng des Trabis ist gefühlt eine Oktave höher und leiser als das tiefe Prasseln des Käfers. Die Fahrleistungen können nicht fair verglichen werden, der Trabi tritt mit 26 PS an, der Käfer mit deren 44 und fühlt sich daher schon fast wie ein erwachsenes Auto an im Vergleich. Der Trabi aber lässt sich erstaunlich flott bewegen, sobald man das ungewöhnliche Schaltschema verinnerlicht hat. Der 4. Gang hat einen Freilauf, das heisst sobald man vom Gas geht, geht der Motor auf Leerlaufdrehzahl zurück. Eine eigentliche Motorbremse ist beim Trabi unerwünscht, da der Motor im Schiebebetrieb zuwenig geschmiert wird. Bei ihm handelt es sich um einen 2-Takt-Motor, der über keinen Ölkreislauf verfügt. Das Öl wird ihm mit dem Benzin zusammen in den Tank gemischt.

Das ist heute ungewöhnlich, früher gab es 2-Takt-Sprit an jeder Tankstelle, im Osten natürlich entsprechend länger als in der Schweiz, wo die letzten 2-Takt-Wagen in nennenswerter Stückzahl von DKW in den 60er Jahren verkauft wurden. Aber auch dem Käfer „fehlt“ eine Zutat, über welche heute alle Verbrennermotoren verfügen; während der Trabi auf einen Ölkreislauf verzichtet, verfügt der Käfer über keinen Wasserkreislauf, er wird durch Luft gekühlt. Umso mehr Drehzahl, um so mehr dreht der Lüfter und kühlt, das erfordert etwas Eingewöhnung und einige Änderungen am Schaltzeitpunkt im Vergleich mit einem wassergekühlten Fahrzeug. Lieber berghoch im zweiten Gang, statt mit wenig Drehzahl und Vollgas im Dritten. Zurück zum Trabi; während die Gänge 1-3 relativ laut sind, ist das Fahren im 4. Gang angenehm ruhig. Das Fahren bietet in beiden das gewisse „Oldtimerextra“, da kein Bremskraftverstärker und keine Servolenkung zur Verfügung stehen, der Motor gut hörbar ist und aufgrund der geringen Fahrleistung bei beiden Autos im Gebirge mitgedacht werden muss (Schwung mitnehmen!), wird der Fahrer auf eine unterhaltsame Weise gefordert. Die Mundwinkel sind hingegen ganz automatisch oben.

Die Schalter im Trabi aus der grauen DDR sind erstaunlich farbig, da war VW zurückhaltender. Dafür wirkt für mich das VW Armaturenbrett durchdacht gestylt und vertrauenserweckender. Mag sein, dass das daran liegt, dass ich als Schweizer früher nur mit klassenfeindlichen Fahrzeugprodukten in Berührung kam.

Der Trabi verfügt über einen frechen seitlichen Auspuff, der Käfer über die klassische Doppelauspuffanlage.

Der Trabi kann sogar etwas (kleines) ziehen.

Fazit

Die DDR war kein toller Staat, trotz in Deutschland teils verbreiteter Ostalgie. Was aber nicht heisst, dass man als Oldtimerfahrer Erzeugnisse aus volkseigenen Betrieben meiden sollte. Was zählt ist die eigene Freude, sonst müssten auch diverse Mercedes oder eben der Käfer gemieden werden. Wobei dem Käfer natürlich neben seinem süssen Äusseren auch entgegen kommt, dass er neben Europa sowohl in Nord-, Mittel- und Südamerika eine grosse Fangemeinde hat, eben ein richtiges Weltauto ist. Zur eingangs gestellten Frage was denn die beiden Kleinwagen können: Sie können tolle Familienoldtimer sein, mit denen sogar eine Urlaubsfahrt möglich ist. Parkplatzprobleme sollten mit ihnen kein grosses Thema sein, Autobahnetappen werden aber länger, da ihre Dauergeschwindigkeit deutlich tiefer liegt als bei modernen Autos. Ersatzteile sind aber für beide zu überschaubaren Preisen zu bekommen, ebenso ist der Benzinverbrauch zumindest beim Trabi tief, der Käfer gilt seit je her als eher versoffen, zumindest für die Wagengrösse.

Fun Fact am Rande, der Wagen, der nach Vorkriegswagen aussieht mit seinen Trittbrettern hat 1982 in Mexiko das Licht der Welt erblickt. Die Sozischaukel, die auf zu heiss gewaschenes 50er Jahre Amischiff macht, kurz vor der Wende 1989.

 

2 Gedanken zu “Was kann der Trabi im Vergleich zum Käfer?

  1. beide Luft bzw. Luft-/Ölgekühlt. Der Käfer hätte original 34 PS. Da er schwerer ist, läuft der Trabi erst obenrum nicht mit. Rosten tun beide ziemlich übel, der eine einfach unsichtbar!
    Die trampligen Achsen des Käfers sind eine laute, aber präzisere, wenn auch altmodische Radführung. Der Trabi hat die weichere Federung aber die VA ist unpräzise und die Lenkung hat weniger Gefühl. Um die beiden “schnell“ zu fahren, brauchen beide etwas Übung, der Trabi aber länger. AHK gibts beim Krabbler auch.
    Beide haben einen liebenwerten Anblick! 🤩 Und ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Beide machen Spass, jeder auf seine Art. Beide erzählen ihr lange Geschichte. Auch wenn der Mex ein zu lange gebauter 68er Käfer ist und die besseren, aber teuren 02/03er überlebt hat, er ist aus der Zeit gefallen, schon damals. Der Trabi aus der Not noch mehr.
    So mein Empfinden, bin beides mehrfach gefahren und hab an beidem geschraubt.

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