Dieser Tipp entstand im Zuge einer Reise zu den Spuren der Kindheit meines Grossvaters. Daher gibt es da und dort auch Fotos von damals zu sehen. Nichtsdestotrotz soll der Fokus dieses Berichtes auf dem Vorstellen der Gegend als Urlaubsgebiet für Autofans liegen. Neben vielen schönen Strassen im Fichtelgebirge und in Böhmen bietet Selb als Urlaubsort viel Ruhe, spannende Spaziergänge und ungewohnte Einkaufsmöglichkeiten.
Ungewohnte Einkaufsmöglichkeiten? Die gibt’s vielleicht in New York aber doch nicht in Franken meinen Sie? Grundsätzlich haben Sie damit recht. Was ich meine ist der Umstand, dass es in Selb eine kleine aber feine Auswahl an Fachgeschäften gibt und die ewig langweiligen Ketten wohl aufgrund der abgelegenen Lage nicht überall zu sehen sind. Gute alte Welt eben. 🙂 Nicht verschweigen möchte ich, da es eine Herzensangelegenheit ist von mir, dass das Geschäft meines Grossvaters noch immer existiert. Frau Netzsch führt sein Optikergeschäft bis heute unter seinem Namen.
Ich zeige wie erwähnt noch Bilder aus den 40er Jahren. Die Qualität lässt allerdings zu wünschen übrig, da ich im Moment die alten Dias nur abfotografieren kann. Nun fangen wir aber mit unserer Reise von vorne an.
Reisemobil war der oben gezeigte Mercedes W124. Frisch gekauft, sollte die Langstrecke allfällige Mängel zeigen. Erster Stop war in der Holledau zwischen München und Ingolstadt. Da ist gross Rasthof angeschrieben, wenn man aber die Autobahn verlässt, meint man sich in ein Dorf der 40er Jahre zurückversetzt, statt auf einer Raststätte anzukommen. Neben den eher baufälligen Häusern gleich bei der Ausfahrt sieht man bald ein Schild zu einem Wirtshaus. Dieses ist wie in Bayern oft anzutreffen an einen Landwirtschaftsbetrieb angeschlossen und in gutem Zustand. Ebenso ist das Essen um Längen besser als auf jedem herkömmlichen Rasthof.
Kaum in Selb angekommen, erfreute dieser R4 bereits mein Oldtimerauge. Genächtigt haben wir im Bräustüberl, einem sympathischen Gasthof im alten Stil (die Zimmer sind renoviert). Frau Bäsler kümmert sich sehr aufmerksam um ihre Gäste.
Selb Altstadt, die Spaziergänge müssen aber nicht an deren Grenze enden. Es gibt diverse Wanderwege um die Stadt, dazu hat ein Liebhaber von alten Gebäuden und moderner Kunst hier fast überall etwas zu entdecken. Die Porzelliner haben ihre Spuren hinterlassen.
Wann haben Sie die letzte Reklame an einer Hausfassade gesehen? Ich bin dafür, dass man diese schützt. Sie sind viel schöner als irgend ein riesiges Aldi oder Media Markt Plakat.
Die Porzellanfabrik von Philipp Rosenthal gibt es bis heute im Ort. Der Fabrikladen hat spannende Produkte, aber in Selb finden sich auch Geschäfte, welche alte Porzellanerzeugnisse anbieten. Für Liebhaber von Figuren aus den 20er bis 50er Jahren ist dies ein Paradies. Im August gibt es sogar ein Fest der Porzelliner. Das Regenbogenhaus finde ich persönlich ein fröhliches Fabrikgebäude, ebenso das angrenzende baumbewachsene Pförtnerhaus.
Ein altes Selber Kennzeichen, später trugen alle Autos ein „WUN“ für Wunsiedel. Offenbar scheint es jetzt aber wieder neue „SEL“-Kennzeichen zu geben.
Aber auch andernorts gibt es Selber Nummern. 🙂
Die Brauerei Rauh und Ploß gibt es leider nicht mehr, das Schild hängt aber noch im Bräustüberl.
Ob es diese Gedenkstätte noch gibt, ist mir nicht bekannt. Ich möchte Ihnen ein paar Bilder vom Selb wie es damals war als Zeitzeugen nicht vorenthalten.
Bevor es irgendwelche Kommentare hagelt diesbezüglich; es handelt sich um eine Schweizer Fahne auf dem Kotflügel des DKW Reichsklasse. Für mich zeigt dieses Bild besonders eindrücklich die Schneise, welche man damals noch recht frisch für die Reichsautobahn geschlagen hat. Ich weiss, man hält nicht auf der Autobahn, aber damals waren das wohl andere Zeiten. Der Verkehr scheint auch nicht gerade ein Stau-App nötig zu machen, aber ich schweife ab. 🙂
Zurück zur Jetztzeit: Der „Egerstau“ ist definitiv einen Ausflug mit Wanderschuhen wert. Es können ab hier kürzere oder längere Touren unternommen werden, ebenso befindet sich hier ein Ausflugsrestaurant.
Man beachte den alten Strommasten…
Sehen Sie Parallelen? 🙂
Wenn man in Selb Urlaub macht, bietet es sich fast an, auch das gleich angrenzende Böhmen zu besuchen. Asch, Franzensbad und Eger sind für einen Tagesausflug gut erreichbar. Wir haben uns für Franzensbad entschieden. Die Altstadt ist mehrheitlich schön hergerichtet und sicher einen kurzen Abstecher wert. Die Vielfalt der Geschäfte könnte etwas grösser sein, aber schliesslich ist hier fast alles auf die (wohl eher betagteren) Kurgäste ausgerichtet. Eventuell ist das Ladenangebot in Eger vielfältiger.
Nach einer halbstündigen Altstadtbesichtigung hat sich das Potential von Franzensbad aber noch lange nicht erschöpft. Wer gerne ausgedehnt spaziert, kann den „Herz-Wanderweg“ unter die Füsse nehmen. Dieser führt durch Pärke und einen Wald bis an den See „Amerika“. Dort befinden sich ein Tierpark welcher gratis besucht werden kann, sowie ein Campingplatz mit Restaurant. Leute mit Ausdauer umrunden den See als Verdauungspaziergang. 🙂
Gäste des Tierparks werden gebeten, die Mahlzeit doch bitte in der oben abgebildeten Gaststätte einzunehmen anstatt sich an den Tieren zu bedienen.
Leute mit Liebe fürs Detail finden auf dem erwähnten Spaziergang viele nette Details wie diesen historischen Masten.
Osten wie früher. 🙂
Die Burg Liebenstein findet man, wenn man von Franzensbad entlang dem See Amerika über die „213“ via Sorghof Richtung Asch fährt. Dieser Umweg lohnt sich auf jeden Fall, auch für die Landstrassenromantik.
Herzlich danken möchte ich der Tourist Information in Selb und speziell Frau Doris Achtziger für die Unterstützung bei unseren Recherchen.