„Gotthard Nordrampe Stau, 3 Stunden Wartezeit. Es wird empfohlen, alternativ durch den San Bernadino-Tunnel zu fahren.“ (der Stau dort wird meist verschwiegen). Zu dieser Verkehrsmeldung am Radio gibt es reizvolle Alternativen. Der Lukmanierpass vom Tessin nach Graubünden kann tatsächlich neben der schönen Strecke auch Zeitvorteile bringen, auch im Winter! Oder man entscheidet sich für die Fahrt ins Tessin, wieder mal etwas Italianità einzuatmen und nimmt den Splügenpass.
Diese Alternative via Italien steht allerdings nur im Sommer zur Verfügung. Mit roter Linie ist die Splügenroute eingezeichnet, rot gestrichelt die Variante über den Lukmanier. Der in der Karte mit „Kleven“ bezeichnete Ort ist besser bekannt als „Chiavenna“. Google Maps verwendet die politisch unkorrekte Form aus der österreichischen Zeit im 19. Jhd. Quelle des Bildes: Google Maps.
Anfahrt zum Splügen über die Nordrampe des San Bernadinos. Ausfahrt Splügen (das Dorf am Fusse des Passes heisst ebenso) benützen, sobald Sie von der Autostrasse weg sind, ist Chiavenna angeschrieben.
Das kleine Dorf Splügen ist eine kurze Besichtigung wert, im lokalen Volg kann man sich mit Speis und Trank eindecken. Das Fahrzeug ist dieses Mal ein 1996er Audi A6 2.8 30V quattro. Mehr zum Fotowagen finden Sie hier und da.
Los geht’s!
Taschentuch-Autos sind hier am falschen Ort, Baustelle auf Schweizer Seite mit etwas Geröll und engen Durchfahrten.
Beeindruckende Nebelschwaden welche von der Passhöhe runterziehen Richtung Splügen.
So mögen wir das, viele Kurven und wenig Verkehr.
Gasthaus und Zollhaus auf Schweizer Seite
Links die aktuelle Passtrasse, rechts die alte Galerie, welche aufwendig restauriert wurde. Heute ist sie für Wanderer und Velofahrer zugänglich.
Da fährt man im Agosto nach Italia und was sieht man? Wie Sie sehen, sehen Sie nichts. Die hatten in Italien soviel Nebel, dass sie den Überflüssigen sogar in die Schweiz schickten, siehe Bilder vorher. 🙂
Am Anfang waren es noch 11.5 Grad, danach fiel das Thermometer auf 9.5 Grad um dann in Chiavenna um Viertel vor 9 wieder 21 Grad anzuzeigen.
Die italienische Seite wirkt romantisch verlassen.
Ich halte ja schon, langsamer geht nicht mehr.
Die Spitzkehren habe es in sich, nur schon ein Audi 100/A6 gilt hier als Riesenschiff. Fiat 128, Alfasud, oder Lancia Delta wären hier sicher im Element.
Willkommen in Chiavenna, hier ist es wieder sonnig und so wie wir Touristen uns den „estate“ in Italia vorstellen. Dazu gehört natürlich eine Bar am Strassenrand die guten Espresso serviert.
Auch andere Autoliebhaber kehren hier ein.
Espresso per un Euuro. Da kann man nichts sagen, den geschmacklich ist der Espresso aus den alten Maschinen ein Gedicht!
Gleich neben der Bar, eine Ape-Werkstatt, man beachte den Bienchenlift an der frischen Luft. 🙂
Ein Bahnübergang südlich Chiavenna wie in Jugoslawien, mit Drahtseilen zur Höhenkontrolle.
Young- und Oldtimer sieht man am Comersee, dass es eine Freude ist.
Der ältere Besitzer hatte eine grosse Freude, als ich mit meinem holprigen italienisch ein „bella macchina“ herausbrachte. 🙂
Leider ist diese Marke wie auch vieles andere Schöne in Italien Glanz der vergangenen Grösse und Innovationskraft. Diese mobile Vergangenheit ist aber im Vergleich zu vielen alten Häusern in einem gepflegten Zustand. Dafür dominieren in grösseren Städten leider hässliche Einkaufsmärkte das Ortsbild. Wer aber das alte, beschauliche Italien mag, ist gerade hier um Chiavenna ausserhalb der Ferienzeit am richtigen Ort. Die Leute sind freundlich, das Essen gut und der Kaffee wie erwähnt ein besonderer Genuss!
Grundsätzlich müsste der Artikel hier enden. Wenn man in Menaggio rechts abbiegt, ist man relativ bald am Lago di Lugano und damit auch schon fast im Tessin. Nun hatte ich aber Lust, das Ziel Brissago mit einem weiteren Umweg zu erreichen; via Ponte Tresa an den Lago Maggiore und mit der Fähre von Laveno-Mombello nach Intra überzusetzen. Danach sind es nur noch ca. 30 Kilometer zurück in die Schweiz Richtung Locarno.
Warten auf die Fähre, das Ticket muss unbedingt im Voraus gekauft werden in dem im Hintergrund sichtbaren Häuschen. Der Billettverkäufer möchte genau wissen, was für ein Auto man habe, da die Preise nach Aussenlänge abgestuft sind. Auf mein „Audi cento (100)“ kam die Rückfrage „Audi ottanta (80)?“, „No CENTO!“ Damit hatte er irgendwie Mühe, mir wäre aber ein Kompromiss von Audi novanta (90) auch lieber gewesen, das käme günstiger. 🙂 (A6 wollte ich nicht sagen, sonst kriegt man ja vielleicht den Tarif für Überlänge der heutigen Dickschiffe)
Früher waren die Autos wohl schmaler und man brachte doppelt soviele Wagen drauf. Die Fähre ist aber zweistöckig und hat so immer noch ein beachtliches Transportvermögen.
Spannende WC-Spülung 🙂
Kaffeebar wie in den 70er auf dem Oberdeck der Fähre. Auch hier, Espresso gibt’s für eine europäische Einheit.
Kleines Sighting zwischen Intra und Brissago; ein alter Camaro der zweiten Generation mit schwedischer (!) Nummer.
Ein kleiner Beizentip für den Rückweg, kurz nach dem Nordportal des San Bernadino in Rheinwald befindet sich diese kultige Gaststätte direkt an der Ausfahrt.
Weitere Oldiesichtungen aus dem Tessin folgen demnächst auf diesem Sender.
War euch etwa nicht klar, dass die bunten Linien auf der Straße in Italien alleine der Dekoration gelten? 🙂
Danke für die schönen Impressionen.
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Jetzt wo Du es sagst… 🙂
Eigentlich ja schon, aber ich war aus der Übung.
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Herrlich vielen Dank für diesen schönen Bericht über die Pässe. Auch hier wieder Fernweh. Auf der letzten Pässefahrt im Südtirol wurden wir von einem Lastkraftwagen der höheren Tonnagenklasse überholt (ganz alte Schule: vor einer Kurve mit wenig Einblick in den restlichen Straßenverlauf, nur Nacht war es nicht). Ich verstehe also die eindringlichen Schilder „langsam fahren“ – es könnte ja ein ausländischer Tourist hinter der nächsten Kurve mit nur schlappen 60km/h durch die Kurve biegen… ups – sorry!! 🙂
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🙂 Du sagst es, die Fahrweise ist zum Teil speziell. Am Comersee fuhr ich hinter einem Ape ins Tunnel. Jeder, aber JEDER hat über die doppelt ausgezogene Sicherheitslinie im Tunnel überholt. Als der ängstliche Schweizer auch nach der dem Tunnel folgende Rechtskurve nicht überholte, kam es zu einer Dreierbegegnung in der Kurve, dank schmaler rechts fahrender Ape aber ging das. Wie so vieles geht in Italien für das man bei uns jahrelang sitzen müsste. 😀
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