Oldtimer mieten – das Konzept ist nicht ganz neu. Allerdings ist die Idee hinter dem Legenden Classic Car Club eine etwas Andere. Vor ein paar Wochen flatterte eine Einladung zum Bloggerevent in den elektronischen Briefkasten. Als Old- und Youngtimer Enthusiast war klar, dass ich mir die Idee einmal genauer anschauen würde.
Gehört hatte ich von dem Legenden Club bereits im vergangenen Jahr und wusste auch, dass der Club in einem Nachbarort von Sindelfingen beheimatet ist. Die Neugierde war also geweckt und außerdem lockte eine kleine Ausfahrt um den weniger autoaffinen Bloggern das Thema Klassiker durch Erfahren schmackhaft zu machen.
Empfangen wurden wir von Klaus Hagenlocher, der lange Jahre eine Mercedes-Benz Vertretung betrieb und seit vielen Jahren auch markenübergreifende Werkstattdienstleitungen für Old- und Old- und Youngtimer anbietet.
Ohne große Umschweife wurden wir in das Roadbook, der kurzen Ausfahrt eingewiesen. Wer bereits einmal eine Klassiker-Rallye mitgefahren ist, war im leichten Vorteil beim Interpretieren der Chinesen-Zeichen. Um den Einsteigern nicht gleich ein Frust-Erlebnis zu bereiten, waren keine gemeinen oder hinterlistigen Aufgaben im Roadbook versteckt.
Für die Ausfahrt standen vier ganz unterschiedliche Fahrzeuge bereit. Ein Austin Healey 3000, ein Mercedes 280SL auch als Pagode bekannt, ein Mercedes 220S Ponton Cabriolet und als Hammer eine Stingray Corvette. Corvetten war ich schon einige gefahren aber noch keine C2. Also fiel die Wahl nicht schwer.
Nach kurzer Erklärung der Bedienung konnten die ersten vier Teams auf die Strecke rund um Sindelfingen gehen. In Höhe des Verkehrsübungsplatzes an der ehemaligen Solitude Rennstrecke gab es eine kleine Sonderprüfung, wie es sich für eine richtige Oldtimer-Rallye gehört.
„Unsere“ Corvette zeigte sich dabei von der besten Seite, wie man es von einem Sportwagen erwartet. Direkte Lenkung, eine präzise Schaltung und ein Kupplungspedal, das gut und gerne auch aus einem LKW stammen könnte, so hoch waren die Bedienkräfte. Überhaupt wird man beim Umstieg in ein über 50 Jahre altes Auto schnell daran erinnert welchen Komfort man heutzutage als selbstverständlich erachtet. Servolenkung und Bremskraftunterstützung? Fehlanzeige! So fühlt sich Autofahren wirklich an. Der obligatorische V8 klang überhaupt gar nicht so amerikanisch und ungehobelt, wie man es erwarten würde. Fast eher wie ein sportliche Reihensechser aus England, was der Fahrfreude aber keine Abbruch tat, da der Motor mit dem Gewicht des Wagens leichtes Spiel hatte und die Newtonmeter bereits aber 1.000 Umdrehungen in reichlicher Form über das Getriebe schüttete.
Zurück in den Clubhallen wurde der Schleier gelüftet und das Konzept vorgestellt. Wie es der Name schon vermuten lässt, handelt es sich nicht um einen Autoverleih mit exklusiver Fahrzeugauswahl sondern um einen Club in dem man Mitglied wird. Für einen derzeitigen Jahresbeitrag von 2.400€ stehen über dreißig verschiedene Fahrzeuge zur Auswahl, die tage- oder wochenweise ausgeliehen werden können.
Diese sind dazu in verschiedene Kategorien eingeteilt, die unterschiedliche Punkte für die Ausleihe kosten. In den begehrten Sommermonaten mehr als im Herbst und Winter. Im Laufe der Zeit sollen die Standorte weiter ausgebaut werden, so dass auch Fahrzeuge in München, Zürich oder London angemietet werden können. Für den Mitgliedsbeitrag kann man zum Beispiel an sechs Wochenenden in der Hauptsaison zwischen Mai und September einen Volvo 121 Amazon oder an neun Tagen eine Citroen DS ausleihen.
Sicher für jemanden, der gerne mal ein klassisches Auto fahren möchte oder keinen Platz hat dieses unterzustellen oder der sich vor möglichen Reparaturkosten fürchtet, kann das Angebot interessant sein. Auch das geplante Clubleben wird einen Rahmen bieten um sich mit gleichgesinnten auszutauschen. Der Selberschrauber oder derjenigen, der sein Auto über viele Jahre und auch häufiger während eines Jahres fahren möchte, gehört vielleicht nicht unbedingt zur Zielgruppe.
Am 02. April findet ein Tag der offenen Tür statt, bei dem sich Interessierte die Fahrzeuge, die Werkstätten und das ganze Clubangebot näher anschauen können.
Für mich war es ein schöner Abend mit der Möglichkeit ein tolles Auto Probe zu fahren und ein spannendes Konzept kennenzulernen, das die Oldtimer-Szene in Stuttgart sicher bereichern wird. Wir werden weiter beobachten wie das Angebot angenommen wird.
Sicher eine neue und exclusive Variante nicht Golf spielen zu müssen. Möchte aber nicht der wirkliche Liebhaber sein Fahrzeug besitzen, schrauben, putzen, polieren, streicheln. Den Geruch von Öl, Gummi und Leder geniessen, wenn man die Garage betritt. Fahren wann man will und sich nicht auf einer Warteliste eintragen müssen. Klingt alles nach Lifestyle und Mainstream und ist vielleicht für Herrn Hagenlocher eine Möglichkeit mit dem eigenen Fuhrpark Geld zu verdienen und die eigene Werkstatt auszulasten. Die Skepsis bleibt, trotzdem wünsch ich dem Geschäftmodell viel Erfolg.
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Hallo Thomas
Diesen Gedanken hatte ich auch. Es ist verlockend, mal DS zu fahren und am nächsten Wochenende die getestete Amischleuder. Aber wie Du schreibst, die persönliche Bindung, die Urlaube mit dem Klassiker etc. das fehlt doch völlig. Und auch wenn ich gerne mal meine Oldies wechsle, aber irgendwie gehört das Einlesen, sich schlau machen über das Modell, es richtig kennen zu lernen (für mich auch im Alltag) dazu
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