Opels Mittelklassemodell „Ascona“ wurde seinerzeit ja gerne vorgehalten, dass es gerade gut genug ist für Vertreter oder Buchhalter welche mit spitzem Stift die Neuwagenbestellung ausfüllen. Das was man gemeinhin unter 0815 versteht. (kleiner Hinweis, der 0815-Ascona könnte hier gar nicht 08:15 anzeigen, ihm fehlen die Zusatzinstrumente)
Resultat ist bzw. war oft die sogenannte „Buchhalterausstattung“ bzw. das „Kassengestell“; gähnende Leere was die auf neudeutsch genannten „Features“ betrifft und vorne drin der kleinste Motor mit 1.2l und 60 PS. Heute aber haben wir es mit dem anderen Ende der Fahnenstange zu tun, dem oberen Ende nämlich; der „19 SR“ bildete das Topmodell mit dem 1.9l Motor mit Registervergaser und 90 PS sowie der sportlichen Fahrwerksabstimmung, Zusatzinstrumente, Kopfstützen vorne und einem Drehzahlmesser. Dazu bestellte die Erstbesitzerin noch ein Vinyldach, ein Schiebedach sowie die 3-Gang Automatik. Dem Opelhändler werden anno 1972 wohl die Augen geleuchtet haben ab dieser Bestellung.
Der Autor lehnt sich jetzt etwas weit aus dem heruntergekurbelten Fenster und behauptet, dieser Ascona ist ein reinrassiges Musclecar. Musclecars von GM wurden auf dieser Seite ja schon vermehrt thematisiert, einmal ein Firebird Formula https://autosleben.com/2015/02/02/der-feuervogel-part-1/ sowie eine theoretische Abhandlung wie ein Muskelauto zu definieren ist: https://autosleben.com/2015/04/06/amerikanische-muskelautos-teil-1-von-2010341a/
Hersteller ist auch hier der Motorengeneral, wir haben hier ebenfalls eine Durchschnittskarosse versehen mit dem grössten Motor mit Automatik und Heckantrieb. Dazu hat dieser Wagen den ultimativen Einstiegstest in die Musclecarwelt bestanden:
Fahren Sie auf einer Schotterstrasse rückwärts bergauf (minimalstes Gefälle reicht), wenn Sie es auch beim sanften Gasgeben nicht schaffen ohne scharrende Hinterräder das Fahrzeug in Bewegung zu versetzen, sitzen Sie garantiert in einem nach amerikanischem Muster gestrickten Kraftprotz. Diese Prüfung hat der Ascona mit Bravour gemeistert. 🙂
Wohlbemerkt, wir reden hier nur vom Rückwärtseinparken. Die silbrige Aldisparbüchse ganz links übersehen Sie bitte, herzlichen Dank.
2 Kompaktlimousinen mit der grossen Maschine, links aus den 80ern, rechts aus den 70ern. Beide waren damals geeignet, auf dicke Hose zu machen.
Ein Musclecarkriterium ging vorher vergessen; die lange gerade Motorhaube, noch Fragen?
Auch der entschlossene Blick (nicht zu verwechseln mit den doofen, böse blickenden Fratzen heutzutage) fehlt nicht.
Der Rückspiegel ist richtig sexy, nur Sicherheitsfanatiker mit Abstandshalter am Fahrrad bastelten sich damals einen rechten Aussenspiegel dran, wenn der vom Werk nicht vorgesehen war.
Opel bot im Jahr der Olympiade in München so ziemlich alles an; Von scharfen und schnellen Limos vom Schlage eines Admiral oder gar Diplomat bis zum einfachen Kadett mit 45 PS welcher gerade taugte, um von A nach B zu kommen ohne Zeiteinschränkung. Im Mittelfeld zu suchen ist der Ascona, hier aber mit dem grossen 1.9l bereits in einer Leistungsklasse, in welcher sich schon die schwereren Sechszylinder anstrengen müssen, um vorne zu bleiben.
Der Wagen ist das, was die Amis als „time capsule“ bezeichnen. Kein durchrestauriertes Exemplar welches besser als neu ist, aber auch keine Tuningsünde mit Tieferlegung und sonstigem Quatsch wie ihn die von Til Schweiger veräppelte Szene so pflegte. Sondern ein in Würde gealterter Vertreter dieser fast ausgestorbenen Baureihe, selbst das Radio ist original und hat das vertraute, leichte Rauschen alter Autoradios.
Und wie fährt sich dieser antiquierte Opel? Nun ich würde sagen, erstaunlich „normal“. Der Motor ist sehr drehfreudig und harmoniert erstaunlich gut mit der Automatik und bietet selbst heute genug Reserven. Man kann auch dank des werkoptimierten Fahrwerks erstaunlich schnell sein, das ideale Auto für Youngtimerrallyes vom Schlage einer Creme21. http://www.creme21-rallye.de/
Im Hintergrund der alte Dorfkern von Brütten ZH (oberhalb Winterthur)
Wie beim Motorengeneral GM üblich, werden scharfe Versionen in rot gekennzeichnet. Der brave schweizer Schüler kannte die Farbe rot bis anhin vorallem von Prüfungsblättern und Diktaten, auf denen sich sein Entwicklungspotential deutlich zeigte…
Der Besitzer dieser Zeitkapsel, Fabian A., Sandkastenfreund von mir aus grauer Vorzeit. Wir haben schon im zarten Knabenalter in den 80ern begeistert über Autos philosophiert, heute setzen wir die Träume von damals um. Weiterentwicklung? Fehlanzeige. Danke altes Haus für das Fahren mit dem geilen Hobel! 🙂
Our smoothest big block 116 cui engine with 2bbl carburetor with 3-speed turbo-hydramatic, so oder ähnlich würden sich die Eckdaten anhören, wenn man einen amerikanischen Werbefritzen die Opelprospekte hätte schreiben lassen.
Das Beste zum Schluss, der Wagen ist käuflich zu erwerben, faire Angebote im mittleren bis oberen vierstelligen Bereich an marc / punkt / rudin / ät / gmx / punkt / net, diese werden vertrauensvoll weitergeleitet.
Es ist kein Zustand 2, aber die MFK ist ziemlich frisch und das will in der Schweiz was heissen.
Ein Auto aus der Zeit, als auch Opel noch schöne Auto`s bauen konnte. Wie du weisst bin ich ja kein bekennender Opel Fan, aber ein Admiral würde ich mir auch noch gefallen lassen :-).
LikeLike
Oja, Opel baute damals noch Autos mit dem gewissen US-Touch, ähnlich wie Ford. Leider sehen die Kisten heute eher aus wie US-Cars in der zweiten Hälfte der 90er…
Aber hallo, ein Admiral wär natürlich ganz heiss!
LikeLike
Hallo Marc,
schönes Auto. Ich fuhr 1986 einen Rekord D von 1976 mit dem 1,9N Motor (75PS) und Automatic als erstes Auto.
In einem Brombeerrot und natürlich mit Venyldach.Gekostet hat der 150 DM, wurde aber dank eines Schlachtfahrzeugs für 1 DM ständig optimiert, so das er 1,5 Jahre später 400 DM einbrachte. Ich mochte die alten Hecktriebopel sehr gerne. Freundin hatte Kadett C, Kumpel Admiral 2,8.
Schön, daß du den auf deiner Seite vorgestellt hast.
Gruß
Jens
LikeLike
Grüezi Jens
danke 🙂 ich oute mich hiermit als Opelfan, der jedoch selbst nie einen besass. Ich hoffe aber, dass ich Euch betreffend Opel noch mehr vorstellen kann, mal sehen was mein Umfeld noch so alles kauft 🙂
LikeLike