Citroën C3 Picasso – Ist der Autor jetzt völlig übergeschnappt?

Sie lesen richtig, er hat einen Neuwagen getestet. Das soll jetzt nicht zur Gewohnheit werden, aber mal als Abwechslung zu fahrenden Rostnestern soll man den Blick auch mal über den festgefahrenen Horizont wagen.

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Vielleicht erinnern Sie sich an den ersten Citroën Picasso? Nein? Gut, dann haben Sie es geschafft, diese fahrende Designsünde, welche kurz nach dem Multipla kommt, zu verdrängen. Wer sich nochmals gruseln will, „voilà“ wie der Franzose sagt:

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Heute möchten wir uns aber um den meines Erachtens viel gelungeren Nachfolger kümmern. Die Marke Citroën (an alle Dütschen, die heissen nicht „Zitrön“) bietet seit jeher ein zweigleisiges Angebot. Zum einen gibt es günstige Kisten welche von A nach B fahren punkt. In diese Kategorie fallen natürlich der beliebte Döschwo (2CV) in Deutschland Ente genannt, der Visa, AX etc. Zum anderen bietet die Marke aber auch immer technisch und optisch gewagte Konstruktionen in der Mittel- bis oberen Mittelklasse. Vom Traction Avant, über die unsterbliche DS, den CX bis zum XM gab es Autos die anders waren. Ab der DS mit dem legendären Citroënfahrwerk welches wie ein Lift von unten nach oben fahren konnte. Lenkräder hatten teils nur eine Speiche und die Armaturenbretter waren für germanisch geeichte Augen wie die nouvelle cuisine sehr ungewohnt. Von den langweiligen Motoren abgesehen, boten diese Autos aber für den Connaisseur eine Fortbewegung der dritten Art. Dazu konnte man sich auch politisch wie intellektuell etwas abheben vom Pöbel der je nach Einkommen etwas von Opel bis Mercedes fuhr. Leider ist diese Klasse beim PSA-Konzern zur Zeit etwas ausser Mode gekommen. Wir testen hier auch ein Modell welches meiner Meinung nach zwischen diese beiden früheren Schienen passt. Zum einen ist es ein relativ günstiges und praktisches Gefährt für Familien/Bauern oder Gewerbetreibende, zum Anderen ist das Design wie von Citroën gewohnt erfrischend anders. Die Front zeigt keine böse Fratze vor der Kinder nachts Alpträume haben, sondern schaut freundlich wie man das von einem Familienauto auch erwarten darf.

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So ein Gesicht tut keinem was, vesprochen!

Was hat der Wagen nun aber mit Picasso zu tun? Als naiver Kunstkenner (nicht zu verwechseln mit der naiven Malerei) musste ich erst wikipedialen, um Picassos Leben etwas besser kennen zu lernen. Zum Einen war der Herr Spanier und nicht Franzos, also hätte Seat eher Grund seine Autos nach ihm zu benamsen. Dazu finde ich, dass politisch engagierte Leute zwar ehrenwert sind, aber sich dann nicht mehr für Werbung eignen. Man fragt sich, ob der Monsieur Picasso überhaupt an dem Wagen seine Freude gehabt hätte?

Damit sind für mich aber die grossen Kritikpunkte schon abgehackt, der Wagen macht nämlich wirklich Spass zum fahren, selbst wenn man sich sonst nur mit Oldies abgibt.

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Das Cockpit ist „anders“ aber die Lenkung sowie die Schaltung fühlen sich knackig an. Die Kupplung lässt sich sehr gefühlvoll dosieren und mit einem kleinen Stoss Zwischengas des drehfreudigen Turbodieselmotors lässt sichs wunderschön runterschalten. Es wird Zeit, Sie mit einigen Eckdaten zu langweiligen:

Mit vollen Namen heisst der Wagen Citroën C3 Picasso Exclusive HDi 115, ist in weiss brilliant lackiert und leistet 114 PS und 270Nm bei bereits 1750 U/min. Das macht ihn zwar nicht zu einem Rennwagen, aber aufgrund des moderaten Gewichts und der kurzen Aussenabmessungen zu einem für Vanverhältnisse zügig zu fahrenden Auto. Für die grossen oder kleinen Mitreisenden bietet die moderne Kreuzung zwischen einem 2CV und einem CX noch folgendes:

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Der Tisch lässt sich zusätzlich noch beleuchten

Für alle frankophilen Mitbürger; selbstverständlich verfügt auch dieser Citroën über Spezialitäten, bei welchen teutonisch verblendete Fahrer nur den Kopf schütteln; zum Beispiel ist ein Duftspender an Bord welcher leicht dosiert für ein geschmacklich gutes Klima sorgt.

Man könnte sich vorstellen, dass sogar der französische Weinbauer im Burgund statt wie früher mit dem 2CV oder dem R4 mit diesem C3 seine Reben besucht.

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Um uns Retrosüchtigen den Wagen näher zu bringen, habe ich mich getraut ein „altes“ Photo zu schiessen. Bei der Kulisse handelt sich um den Ottenberg bei Weinfelden im schönen Mostindien (Kanton Thurgau)

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Ein vielleicht noch spannenderes Modell dieser Marke ist der C4 Cactus, welcher einfache Technik mit innovativen Ideen ergänzt:

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Zurück zum Testwagen, dieser lässt sich dank des 6-Gang Getriebes und des durchzugstarken Motors sparsam tieftourig fahren. Man kann aber auch wunderbar auf der Drehmomentwelle des Turbos surfen und mit 2000-4500 U/min auch mit einigem Spass engen Strassen entlangsausen. Einzig die etwas hohe Karosserie zeigt kleinen Schumis hier eine natürliche Grenze, aber wir fahren hier auch ein Familienauto. Die elektronische Lenkung ist als solche nicht spürbar, also kein Kritikpunkt. Testverbrauch auf einer Strecke von ca. 60km mit innerorts und ausserorts beträgt 4.3l gemäss dem „ordinateur de bord“, trotz zum Teil Schaltpunkten kurz vor dem Drehzahlbegrenzer.

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Ein seltener Gast an der Tankstelle, das mit dem „Total“-Aufkleber ist schon fast historisch und dem französischen Nationalismus geschuldet. Renault hat ja „elf“ gechoisitet. („Renault a choisi elf“ stand schon vor 30 Jahren auf deren Heckscheibe) 🙂 Man stelle sich den Aufschrei vor, bei Mercedes würde gross stehen „Mercedes empfiehlt Aral“ 🙂

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Mit dem folgenden Sonnenscheinfoto beende ich den Beitrag. Mit der Verwendung des Namens „Picasso“ habe ich schon fast Frieden geschlossen. 🙂

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9 Gedanken zu “Citroën C3 Picasso – Ist der Autor jetzt völlig übergeschnappt?

  1. Wenn schon „(aus-)sprachlich“ korrekt Citroën, dann bitte auch „abgehakt“ statt „abgehackt“ (wird komischerweise oft systematisch falsch geschrieben und geht mir auf den Pelz…) 🙂

    Mit korinthigen Grüßen

    Hans

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  2. Der geniale Künstler Pablo Picasso hat mit dem Auto und der Namensgebung nichts zu tun.
    Sein unehlicher Sohn Claude hat die Namensrechte für viel Geld an Citoen verkauft. Also nix mit Kunst, nur Kommerz.

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  3. À propos des ersten Citroën Picasso kann ich auf eine lustige Begebenheit zurückgreifen. Vor einigen Jahren nahmen wir in Stockholm Arlanda einen ebensolcen Wagen zur Miete in Empfang. Der Designschock wurde durch das Faktum, dass sämtliche Scheiben von INNEN vereist waren, gemildert bzw. verdrängt. Wir hatten ca.250 Kilometer nach Värmland vor uns und es schneite wie verrückt. Na toll, ein Franzose im Schnee. Dachten wir. Unverzagt zog der Picasso, nachdem er abgetaut war, seine Bahnen und wir kamen sicher und vor allem auch viel schneller als alle anderen (Weicheier) am Ziel an. Letztlich hatten wir den Wagen richtig ins Herz geschlossen. Es leben die (automobilen) Aussenseiter.

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    • Schöne Geschichte 🙂
      So kann einem ein Auto viel schneller ans Herz wachsen als wenn man bei normalen Bedingungen unterwegs ist und Zeit hat, über die fehlende Motorleistung etc. sich aufzuregen 😉

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  4. Da muss ich leider widersprechen. Vielleicht nicht Mercedes-Benz aber sehr wohl AMG empfiehlt seinen Kunden die Schmierstoffe eines bestimmten Herstellers zu verwenden: http://s209.photobucket.com/user/splintersAMG/media/Mobil1decal.jpg.html Aber immerhin steht dies nur auf dem Motor oder versteckt irgendwo in der Anleitung und nicht präsent auf einem Aufkleber in der Heckscheibe.

    Ich habe mich wirklich gefreut, dass innovative Neuwägen hier auch eine Erwähnung finden. Ins Besondere den C3 Cactus finde ich sehr gelungen. Welches Fahrzeug in diesem Format hat heute noch ein Leergewicht von unter einer Tonne? Wäre das mal nicht eine Vorstellung wert? Vielleicht auch im Vergleich mit einem 2CV…

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    • Danke für diese Ergänzung. Aber ich dachte mir doch, Mercedes ist zu seriös um hier einen Tip abzugeben. Aber der Ludenbenzhersteller lässt sich natürlich auf dieses Nivea ab 🙂
      Wenn Du mir die Autos organisierst, schreibe ich sehr gerne einen Bericht darüber!

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